Die öffentliche Meinung ist heute stark von nichtchristlichen Strömungen bestimmt, die auch das Klima an Schulen und Universitäten beeinflussen. Zunehmend meinen diese Bewegungen sich nicht mehr legitimieren zu müssen, sondern setzen ihre Position als richtig voraus. Daran knüpft Rebecca McLaughlin in ihrem Buch Kreuzverhör an und behandelt u.a. folgende Themen: Ob wir ohne Religion besser dran sind; christlicher Glaube und Diversität; gibt es nur einen „richtigen“ Glauben?; verleitet Religion zu unmoralischem Handeln?; verursacht Religion nicht zwangsläufig Gewalt?; kann man die Bibel wörtlich nehmen?; hat die Wissenschaft den christlichen Glauben widerlegt?; unterdrückt der christliche Glaube Frauen?; ist christlicher Glaube homophob?; rechtfertigt die Bibel Sklaverei?; wie kann ein liebender Gott Leid zulassen?; wie kann ein liebender Gott Menschen in die Hölle schicken?
Rebecca McLaughlin wuchs in Großbritannien auf und studierte englische Literatur und Theologie. Seit 2008 lebt sie in den USA. Sie schreibt: „Nachdem ich neun Jahre lang mit Professoren an Spitzenuniversitäten gesprochen hatte, hatte ich das Gefühl, über eine Landkarte der Einwände gegen den christlichen Glauben zu verfügen … Kreuzverhör ist diese Landkarte. Das Buch untersucht zwölf Gründe dafür, nicht an Jesus zu glauben, und argumentiert folgendermaßen: Wenn man genauer hinschaut, hören diese Gründe auf, Straßensperren zu sein, und werden stattdessen zu Wegweisern.“
Das Buch versucht, den Leser auf höfliche Weise zu gewinnen und die Gedanken nachvollziehbar zu entfalten. Dabei wird der Leser auch mit seinen Weltanschauungen, seinen Ängsten, seinem Versagen, seiner Suche nach Identität, Lebensglück usw. konfrontiert. Zentral ist Christus als Quelle für das Leben, wie Gott es möchte. Das Sprachniveau ist bildungssprachlich und der Leser sollte daran gewöhnt sein, sich mit theoretischen Texten zu beschäftigen. Eine einfachere Version für Jugendliche, die die meisten Themen beinhaltet, ist unter dem Titel 10 Fragen über Gott, die sich jeder junge Mensch stellen sollte beim selben Verlag erschienen. Die Inhalte beziehen sich zum Teil besonders auf Amerika, was aber kein Problem ist, da die Themen weitgehend universal sind. Viele Fußnoten verweisen allerdings auf englische Werke und Websites.
An der einen oder anderen Stelle bleibt die Autorin theologisch zu sehr im Ungefähren, sodass ihre Aussage nicht recht greifbar wird. Hier und da hätte man sich etwas mehr biblische Fundierung gewünscht (z.B. beim Thema Evolution). Manchmal hat man auch den Eindruck, dass McLaughlin bei der Wahl ihrer Begriffe etwas zu sehr auf ihr kritisches Publikum zugeht (z.B. „religiöse Engstirnigkeit“). Geradezu überflüssig dürfte es aber sein, dass sie als Illustration für einen heilsgeschichtlichen Aspekt eine Begebenheit aus Harry Potter heranzieht, die darüber hinaus ohne Kenntnis der Handlung eher unklar bleibt. Ob man die Studienergebnisse einer lesbischen Aktivistin zum Thema Bisexualität als exemplarisch verwerten kann, ist ebenfalls anzuzweifeln.
Alles in allem handelt es sich aber um eine lohnende Lektüre, die flüssig geschrieben ist und die Bereitschaft zum anspruchsvolleren Nachdenken voraussetzt. Man kann Jon Bloom zustimmen, wenn er meint: „Dieses Buch wurde nicht nur für Skeptiker geschrieben, sondern auch für diejenigen, die in dieser sündenkranken, zerstörerischen Welt viel gelitten haben. Es sprudelt vor Hoffnung“, und ebenso Tyler J. VanderWeele: „McLaughlin untersucht einige der heikelsten kulturellen Herausforderungen unserer Zeit für das Christentum und macht die Reichweite und den Reichtum christlicher Antworten deutlich“.
Jochen Klein
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