Timothy Keller schreibt: „Ich begann ein Buch über die Auferstehung, und dann kam die COVID-19-Pandemie und meine Bauchspeicheldrüsenkrebs-Diagnose … Das Schreiben in diesen finsteren Zeiten offenbarte mir neue Tiefen der Kraft und des Trostes in der Auferstehung.“ „Tod, Pandemien, Ungerechtigkeit, auseinanderbrechende Gesellschaften – wir brauchen wieder einen Stein der Hoffnung. Dringend.“ „Die Auferstehung Jesu [ist] der Schlüssel, um die ganze Bibel zu verstehen und um alle Herausforderungen des Lebens zu meistern – Leiden, persönliche Veränderungen, Ungerechtigkeit, ethische Fragen und die Ungewissheit der Zukunft … Es ist gerade eine dunkle Zeit für den Großteil der Welt, ebenso wie für mich persönlich. Wir alle suchen Hoffnung, und der beste Ort, wo wir sie finden können, ist die Auferstehung Jesu Christi.“ – Damit ist auch schon das Programm dieses Buches zusammengefasst.
Eine zentrale Ursache für negative Entwicklungen wie die beschriebenen ist nach Keller, dass die Menschheit meine, Gott nicht mehr zu brauchen. Sie betrachte sich nun selbst als Gott, und so seien die Menschen ihre eigene Zukunftshoffnung, ihr eigener Gott. Damit gehe eine scheinbare Zukunftsgewissheit einher, weil die Menschen meinten, alles, was sie für diese Zukunft brauchten, in sich selbst zu haben. Die Grundthese des Buches ist, dass die Auferstehung die große Umkehrung der Weltgeschichte sei, die uns sowohl die Kraft als auch die Vorlage für ein Leben gebe, das in der Gegenwart stattfinde, aber bereits mit Gottes künftiger neuer Schöpfung verbunden sei.
Im ersten Kapitel untersucht der Autor zunächst die Auferstehung als historische Tatsache. In den Kapiteln 2 bis 5 zeigt er, inwiefern die Auferstehung als die große Umkehrung der Schlüssel für das Verständnis der Gesamtstruktur der Bibel sowie das Grundmodell für das Leben des Christen ist. In den Kapiteln 6 und 7 geht er der Frage nach, wie der persönliche Auferstehungsglaube beginnt, wozu Maria Magdalena, der Jünger Johannes, Thomas, Petrus und Paulus als Beispiele herangezogen werden. In den letzten fünf Kapiteln greift Keller dann bestimmte Bereiche unseres Lebens heraus und untersucht, wie die Auferstehung uns fähig macht, in jedem dieser Bereiche auf eine Art zu leben, die konsequent und erkennbar „anders“ ist. Konkret ist das Hoffnung: u.a. für jeden persönlich, für Beziehungen, auf Gerechtigkeit, angesichts des Leids und für die Zukunft. Im Zukunfts-Kapitel entfaltet Keller u.a. einen hervorragenden kurzen philosophiegeschichtlichen Überblick über die Fortschrittsidee, den er folgendermaßen zusammenfasst: „Die säkulare Fortschrittsidee war naiv und unrealistisch. Es ist falsch, eine Gesellschaft auf die Annahme zu gründen, dass es mit jeder Generation mehr Wohlstand, Frieden und Gerechtigkeit geben wird. Und die postmoderne Alternative beraubt uns jeder Hoffnung. Allein der christliche Glaube bietet uns eine Sicht von der Menschheitsgeschichte, die realistisch ist, ohne zynisch zu werden.“
Insgesamt ist das Buch verständlich geschrieben und sehr gut gegliedert. Manche Zusammenhänge setzen aber eine gewisse Vertrautheit mit theoretischem Reflektieren voraus. Die eine oder andere theologische Unschärfe trübt das Bild leicht, doch insgesamt handelt es sich um eine hilfreiche Lektüre.
Jochen Klein
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