Der Anlass zu diesem Buch war kein guter: Matthias starb 2002 bei einem Autounfall. Dadurch wurden die Autoren, wie sie berichten, „wachgerüttelt“, ihre Ideen in die Tat umzusetzen und dieses Projekt anzugehen.
Noch drei Wochen vor seinem Tod hatte Matthias an einer Vortragsreihe der beiden Autoren mit dem Titel „Ich liebe das Leben“ teilgenommen. Das Ziel dieser Reihe war gewesen, vor allem Jugendlichen aus christlichen Elternhäusern die Themen „Leben“, „vergeudetes Leben“ und „Tod“ bewusst zu machen, und zwar weil sich viele Kinder gläubiger Eltern in ihren Jugendjahren vom Glauben abwenden. Ein Grund dafür sei der Mangel an glaubwürdigen Vorbildern, schreiben die Autoren. Deswegen entstand die Idee, ein Buch mit Lebensberichten herauszugeben. Das Ziel: „Junge Männer und Frauen, die gläubige Eltern haben, sollen berichten, wie und warum sie zu einem erfüllten Leben als Nachfolger Jesu Christi gefunden haben“. „Rebellen und Mitläufer“ sollten dabei zu Wort kommen. Eine ausreichende Vielfalt sei ebenso notwendig wie das ehrliche Ansprechen spezifischer Probleme.
Herausgekommen ist dieses Buch. Auf ca. 100 Seiten sind zehn Lebensbilder abgedruckt, die den oben genannten Kriterien entsprechen. Im Anschluss daran sind auf ca. 60 Seiten weiterführende Artikel zu wiederkehrenden Themen zu finden. Die Autoren verstehen sie als „Hilfestellungen und Denkanstöße, aber nicht als vollständige, letztgültige Norm“. Es werden Themen wie „Bekehrung“, „Wahrheit“, „Glaubwürdigkeit der Bibel“, „andere Religionen“, „Evolution“, „Grenzbereiche“ und „Leben mit Gott“ behandelt. Im Anhang sind aus der Sicht der Autoren empfehlenswerte Bücher und Links zusammengestellt, die es auch ermöglichen, sich mit den angesprochenen Themen intensiver auseinanderzusetzen.
Die Lebensbilder sind interessant geschrieben und leicht zu lesen. Die Struktur ähnelt sich. Ein immer wiederkehrendes Muster dürfte aber wegen der häufigen Wiederholung an Wirkung verlieren: Die Eltern möchten den Jugendlichen zu einer frommen Veranstaltung fahren oder mitnehmen. Dieser hat keine Lust und möchte lieber etwas anders tun …
Die Verständlichkeit wird durch das etwas beeinträchtigt, was viele Autoren, die sich speziell an ein jüngeres Publikum wenden, meinen tun zu müssen, nämlich die Verwendung von englischen Ausdrücken oder Zitaten. So ist es nicht nachvollziehbar, warum Überschriften „New direction“, „Discover the world“ oder – im zweiten Teil des Buches – „Evolution – origin of species“ heißen, Zitate unübersetzt bleiben oder von einem „Hollywood-Blockbuster“ die Rede ist. Eine weitere Beeinträchtigung der Verständlichkeit resultiert daraus, dass beim Referieren von problematischen Positionen der Konjunktiv nicht benutzt wird. So wird in Teilen nicht ganz klar, ob dies die Position der Autoren oder eine gegnerische ist.
Wer andere Veröffentlichungen des Verlages kennt, wundert sich über einige Argumentationsansätze im zweiten Teil. So ist z.B. zu lesen, dass „viele Filme (das Gleiche gilt für Lieder) ein ideales Sprungbrett für tiefe Gespräche mit Freunden, von denen viele keine Ahnung mehr von Gott, Jesus oder dem Evangelium haben“, sind. Oder: Im Kapitel über Evolution wird vehement auf die „Schwachpunkte der Schöpfungslehre“ hingewiesen, es wird behauptet, dass Evolution nicht mit dem Glauben an einen Schöpfergott im Widerspruch stehe, dass Gott sich im Schöpfungsakt der Evolution bedient haben könnte oder sich immer noch bediene, und: „Der Hauptkritikpunkt an der Evolution liegt in dem Versuch, die Evolutionstheorie als wissenschaftlichen Beleg für die Weltanschauung des Naturalismus zu verwenden, was unzulässig ist.“ Und schließlich wird in dem Kapitel „Darf ich …“ recht stark die Freiwilligkeit und Liebe zu Gott betont, ohne ausreichend deutlich zu machen, dass es auch im Neuen Testament klare Hinweise (in imperativischer Form) gibt, die im Gehorsam einzuhalten sind.
Man kann den Herausgebern für ihre Mühe, dieses Buch zusammenzustellen, danken. Es kann Jugendlichen helfen, die unter Heuchelei, Zwang, fehlender Freiheit leiden oder Zweifel am Glauben oder an ihrer Bekehrung haben. Auch durch die gebotene Kürze wegen der komprimierten Behandlung der Themen im zweiten Teil der Darstellung bekommt man dort einen guten Einblick in das eine oder andere Thema. Problematisch ist aber, dass die Themen „Evolution“ und „säkulare Filme“ und die daraus resultierenden Konsequenzen verharmlost werden. Auch den Bereichen der Heiligung und des Fernhaltens vom Bösen würde man etwas mehr Beachtung wünschen.
Jochen Klein
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