Simon, von dem Herrn Jesus „Petrus“ („Stein“) genannt, ist sicher eine der bekanntesten Personen der Bibel. Er war einer der ersten Jünger des Herrn und gehörte zum engsten Kreis. Gekennzeichnet war er von Eifer, manchmal Übereifer, und bekannt ist auch seine Verleugnung des Herrn sowie seine Wiederherstellung.
Später war sein Schwerpunkt die Arbeit unter den Juden. Die letzten Zeugnisse, die wir von ihm haben, sind seine beiden Briefe. Sie richten sich in erster Linie an Juden, die zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen waren. Gemäß seinem Auftrag, die Herde zu weiden und zu hüten, tut Petrus das im ersten Brief in vier Schritten: Zunächst erinnert er die Gläubigen an ihre gesegnete, himmlische Stellung vor Gott, danach belehrt er sie über ihre Beziehungen und Pflichten als Fremde in der Welt, dann zeigt er ihnen, dass sie in ihrem Lebenswandel der gerechten Regierung Gottes unterstehen, und schließlich ermuntert er sie, im Leiden auszuharren (ein Thema, das den gesamten Brief durchzieht). In diesem Zusammenhang stellt er seinen Lesern auch die zukünftige Herrlichkeit vor, die diesen Leiden folgt. Die zerstreuten und verfolgten Christen, die Stärkung und Trost bitter nötig haben, lernen von dem Apostel, was die wahre Gnade Gottes ist. So wird auch dem heutigen Leser die Botschaft des ersten Petrusbriefs nahegebracht: Durch Gottes Gnade stehen wir und werden zum Ausharren im Leiden befähigt. Die Gnade Gottes erzieht uns zur Heiligkeit und befähigt zum Gehorsam im Staat, am Arbeitsplatz, in der Familie und in der Gemeinde. Wenn wir Gott das Werk seiner Gnade tun lassen, wird sein Friede mit uns sein und sich mehren.
Im zweiten Brief sieht Petrus seinen Tod nahe vor sich und schreibt den Gläubigen, um sie zu warnen, und zwar vor falscher Lehre, falschen Lehrern und Spöttern, die die Wiederkunft Christi infrage stellen. Zentral betont er die Gewissheit, dass das Königreich des Herrn Jesus Christus kommen wird. Im Unterschied zum Judasbrief, dessen Thema der Abfall der Christenheit ist, tritt die Bosheit hier mehr in Form falscher Lehre auf.
Der Verfasser des Judasbriefs war ein (Halb-)Bruder des Herrn Jesus. Eigentlich hatte er beabsichtigt, den Gläubigen über das gemeinsame Heil zu schreiben, aber unter der Leitung des Heiligen Geistes musste er die Notwendigkeit des Kampfes für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zum Thema seines Briefes machen. Schon damals hatten sich nämlich gottlose Menschen in die Reihen der Christen eingeschlichen, die die Gnade Gottes zur Zügellosigkeit pervertierten und die Autorität des Herrn Jesus leugneten. Gegen beides, den moralischen Verfall bis hin zum Abfall der Christenheit von Gott, wendet sich also der Judasbrief.
Angesichts der zunehmenden Dunkelheit und Verwirrung, welche die Christenheit überfallen, brauchen die Gläubigen Licht für ihren Weg. Entsprechend verweisen sowohl Petrus im zweiten Brief als auch Judas auf alttestamentliche Vorbilder, das prophetische Wort und die Lehren Jesu und seiner Apostel. Beide kündigen das Kommen des Herrn zum Gericht an und fordern damit die Geschwister auf, sich von den Lehren und Werken der falschen Brüder abzusondern. Sie schließen ihre ernsten Warnungen mit einem Blick auf den Einzigen, der seine Geliebten in seiner Macht und Gnade zu bewahren und zu vollenden vermag: unseren großen Gott und Retter.
Die zu besprechenden Bücher folgen dem Muster, das wir auch von anderen Auslegungen Benedikt Peters’ kennen. Am Anfang stehen grundsätzliche Überlegungen, z.B. zu Verfasser, Empfänger und Thema. Danach werden unter thematischen Überschriften die einzelnen Verse nacheinander systematisch ausgelegt. Am Ende eines Kapitels sind dann noch Anmerkungen zu speziellen Aspekten zu finden (nicht zu verwechseln mit Fuß- bzw. Endnoten). Eine Bibliographie rundet jedes Buch ab. Die Gliederung ist sowohl sehr systematisch als auch übersichtlich. Der Text ist verständlich geschrieben, die Hintergründe und sprachlichen Besonderheiten werden gut erklärt. Man kann aus den Auslegungen viel lernen und sie gerne empfehlen.
Einige Sätze lassen den Leser allerdings etwas ratlos zurück: „Wir fühlen es, dass wir hier fremd sind. Das ist das normale Ergebnis der Erwählung und Erlösung. Findet sich diese Gesinnung nicht bei jemandem, der sich als Christ bekennt, dann stellt sich die Frage, ob er damit ein Fremdling und ein Erlöster sei“ (1. Petrus, S. 18) oder: „Da wir geschmeckt haben, dass der Herr gütig ist, verlangen wir danach, allezeit und immer mehr vom Wort dieses gütigen Herrn zu kosten – oder nicht? Petrus will hiermit sagen, dass dieses Verlangen die aus Gott Geborenen kennzeichnet; dass es darum auch uns kennzeichnen muss. Fehlt dieses Verlangen, müssen wir uns fragen, ob göttliches Leben überhaupt vorhanden sei“ (ebd., S. 53f.). „Fleiß ist eine Tugend der Erwählten. Am Fleiß erkennt man sie. Wenn jemand nicht fleißig ist, müssen wir uns fragen, ob er ein Erwählter sei“ (2. Petrus, S. 23). „Darum ist es bei einem gesunden Christen normal, dass er wächst im Glauben. Wächst einer nicht, müssen wir uns fragen, ob er überhaupt ein Christ sei“ (ebd., S. 31). – Diese Aussagen implizieren die Frage: Bis wie viel Prozent Fremdfühlen, Verlangen, Fleiß und Wachstum ist alles in Ordnung, und ab wie viel muss ich mich fragen, ob ich errettet bin oder andere errettet sind? Und: Wer legt das fest und woran erkennt man das? Solche Formulierungen sind weder hilfreich noch notwendig und können zu ungesunder Verunsicherung oder auch zu Richtgeist führen.
Gut behalten sollte man sich demgegenüber viele nützliche Belehrungen dieser Bücher, z.B. folgende treffende Definition von Heiligkeit: „Heilig sein heißt, so zu sein, wie Gott ist, und da zu sein, wo Gott ist. Darin besteht unsere ganze Berufung“ (1. Petrus, S. 38).
Jochen Klein
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