1961 stand ein 15-Jähriger regelmäßig am Eingang einer Buchhandlung, weil es regnete, und wartete dort auf die Straßenbahn, die ihn von Schwelm zu seiner Lehrstelle nach Wuppertal bringen sollte. Sein Blick fiel immer wieder auf ein Buch mit dem Titel Johannes Busch – ein Botschafter Jesu Christi. Er wurde neugierig und wünschte es sich zum Geburtstag. Dies berichtet der Verleger Wolfgang Bühne im Vorwort zur Neuauflage und schreibt: „So las ich diese Lebensgeschichte, die mein falsches Bild vom Christsein völlig auf den Kopf stellte. Ich lernte per Buch ein Christenleben kennen, das so erfüllend, beneidenswert und herausfordernd war, wie ich es mir bisher in keiner Weise vorstellen konnte. Die Folge war, dass ich mir in den nächsten Wochen alle damals lieferbaren Bücher der Brüder Busch nach und nach besorgte und mit großer Freude und oft feuchten Augen verschlang. Gott hat diese Bücher benutzt, um mir die Augen für meine eigene Verlorenheit und die Einzigartigkeit unseres Erlösers zu öffnen. Für mich begann damit ein neues Leben, die ‚Umwertung aller Dinge‘ …“
Wer war Johannes Busch? Er wurde 1905 in Wuppertal geboren und starb 1956 nach einem Autounfall in Bochum. Aufgewachsen in einem vom schwäbischen Pietismus geprägten Elternhaus, wurde er nach dem Theologiestudium 1930 Pfarrer in einem Bergarbeiterbezirk von Witten/Ruhr. Während des Nationalsozialismus war er aktives Mitglied der Bekennenden Kirche, erwies sich im Kirchenkampf als eine führende Stimme, war Bundeswart des Westdeutschen Jungmännerbundes und später Landesjugendpfarrer von Westfalen. Er war Evangelist und Seelsorger. Rolf Scheffbuch schreibt: Ihm „war wichtig, Einzelnen zum Glauben zu helfen“. Für seine Verkündigung war die „Ehrfurcht vor der Bibel“ kennzeichnend und „das Liebmachen des Heilandes der Sünder“.
Diese Biografie, geschrieben von seinem bekannteren Bruder Wilhelm, erschien sechs Monate nach seinem Heimgang. Warum sollte man ein solches Buch aus schon recht ferner Zeit lesen, das zum Teil Bezeichnungen enthält, die man kaum noch kennt (z.B. Bundeswart)? Zunächst einmal zeichnen sich die Texte von Johannes und Wilhelm Busch auch heute noch durch eine Lebendigkeit, Verständlichkeit, Tiefe und Aktualität aus, die sie nach wie vor äußerst lesbar machen (die zentralen Themen der Menschheit haben sich ja seit Beginn kaum verändert). Weiterhin lernen wir einiges über die kirchengeschichtlichen Entwicklungen in dieser Zeit, und auch die Glaubenstaten ermuntern uns für unseren Alltag.
Das Buch Stille Gespräche. Seelsorge für Mitarbeiter von Johannes Busch ist in die Bereiche „Persönliche Seelsorge“, „Wir müssen es weitersagen“, „Von Ohnmacht und Vollmacht“ und „Aus der Praxis“ gegliedert. Die Themen werden in kurze Abschnitte unterteilt, was das Lesen erleichtert. Den Leser erwarten keine theoretischen Reflexionen, sondern Darstellungen auf dem Hintergrund der Bibel, angereichert mit Beispielen aus dem Erfahrungshorizont des Autors. Bei dem vielfältigen Gewinn, den man durch die Lektüre hat, kann man auch die – zum Teil etwas fragwürdigen oder problematischen – kirchlichen Kontexte verschmerzen, die den Hintergrund der Bücher bilden.
Jochen Klein
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