denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Pastor Wilhelm Busch

Ulrich Parzany

Im Einsatz für Jesus. Pastor Wilhelm Busch

Meinerzhagen (Christliche Buchhandlung Bühne) ³2017

geb., 247 Seiten

ISBN 978-3-941888-88-3

€ 9,90

 

Wilhelm Busch ist noch immer einer der bekanntesten deutschen Verkündiger des Evangeliums – und das, obwohl er schon vor 50 Jahren gestorben ist. Seine Bücher – oft Abdrucke seiner Vorträge – werden nach wie vor aufgelegt, insbesondere das Buch Jesus unser Schicksal, das in über 2 Millionen Exemplaren verbreitet und in mindestens 36 Sprachen übersetzt worden ist. So dürfte es an der Zeit sein, sich einmal mit Wilhelm Busch zu beschäftigen, zumal wir in Bezug auf Nachfolge und Standhaftigkeit viel von ihm lernen können und auch seine Rolle im Nationalsozialismus bedenkenswert ist.

Wilhelm Busch wurde am 27. März 1897 in Elberfeld geboren und starb am 20. Juni 1966 in Lübeck auf der Rückreise von einem Evangelisationseinsatz. Sein älterer Bruder war Johannes Busch (vgl. meine Rezension der Biographie über ihn von Wilhelm Busch auf www.jochenklein.de).

Busch wuchs in Frankfurt am Main auf. Seine geistlichen Wurzeln lagen über den Vater Pfarrer Dr. Wilhelm Busch im Baseler und im rheinischen Pietismus und über die Mutter Johanna geb. Kullen im schwäbischen Pietismus. Als begeisterter Kriegsfreiwilliger zog er in den Ersten Weltkrieg, wurde dort Offizier und lebte das leichtfertige Soldatenleben, bis es vor Verdun zu einer Umkehr zu Christus kam. Ein Bombensplitter riss seinen Freund, einen jungen Leutnant, mitten aus einem Gespräch mit Busch in den Tod. Dieser begriff: Wenn der Bombensplitter ihn getroffen hätte, hätte er nicht vor Gottes Gericht bestehen können und wäre verloren gewesen. Er suchte Rat bei einem Militärpfarrer, der ihm zwar etwas vom Kampf fürs Vaterland erzählen konnte, nicht aber, wie man Frieden mit Gott bekommt. Erst nach Wochen fand Busch in der Bibel die Antwort (1. Tim 1,15). So kam sein Leben auf eine neue Bahn und er verwarf den ursprünglichen Plan, Kunstgeschichte zu studieren. Nach Ende des Krieges brach auch seine nationale Begeisterung zusammen. Fortan widmete er sich ganz dem Ziel, das Evangelium zu predigen.

Im Anschluss an sein Theologiestudium war er von 1924 an 38 Jahre lang Pfarrer in Essen/Ruhr, zuerst in einer Bergarbeitergemeinde, dann ab 1930 Jugendpfarrer und in diesem Zusammenhang Leiter des Weigle-Hauses.

Im Ringen um die unverfälschte Wahrheit des biblischen Evangeliums und um die Freiheit evangelischer Jugendarbeit wurde Busch ein kompromissloser Vorkämpfer der Bekennenden Kirche während des Dritten Reiches. In diesem Zusammenhang kam es zu vielen Konflikten mit den Nationalsozialisten. Busch wurde mehrmals inhaftiert und bekam Reichsredeverbot.

Im vorliegenden Buch werden die Schwerpunkte von Wilhelm Buschs Dienst dargestellt, und zwar anhand der Hauptkapitel Der Prediger, Der Evangelist, Der Jugendpfarrer, In der Verfolgung, Gemeinde Jesu in der Volkskirche, Die politische Verantwortung des Christen und Die Stimme des Pietismus in der Kirche. Ulrich Parzany tut dies, indem er Hauptlinien berichtet und kommentiert, oft aber auch Passagen aus Buschs Predigten oder Schriften zitiert. Dabei kommen auch theoretische Hintergründe nicht zu kurz. Das Buch ist sehr flüssig und gut zu lesen, was auch an der klaren Struktur und der übersichtlichen Gliederung liegt. Warum aber im ersten Kapitel gleich das Thema Predigen im Vordergrund steht, bevor man die Person besser kennengelernt hat, bleibt offen.

Der Verfasser ist nicht zuletzt deshalb kenntnisreich, weil er selbst Schüler Buschs war, in dessen Jugendarbeit zum Glauben fand und diese dann jahrelang weiterführte. Wer noch mehr über Wilhelm Busch erfahren möchte, sei auf die 2010 erschienene Doktorarbeit von Wolfgang Becker mit dem Titel Wilhelm Busch als evangelistischer Verkündiger (Vandenhoeck & Ruprecht, 564 Seiten, ISBN 978-3-7887-2444-3, € 44,90) verwiesen.

Dass bekannte Männer Gottes sich manchmal auch auf den falschen Feldern ereifern, macht der Bericht über Wilhelm Buschs vehementes Kämpfen gegen Konrad Andenauers  Wiederbewaffnungspolitik und die Unterstützung von Gustav Heinemanns neu gegründeter Gesamtdeutscher Volksparteil  (GVP) und später der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) deutlich. In der Zeitschrift Licht und Leben, deren Schriftleiter Busch war, veröffentlichte er wiederholt Artikel darüber, die zum Teil zu heftigen Reaktionen und Verwerfungen führten.

Auch wenn wir sicher nicht mit allen Einschätzungen des Verfassers übereinstimmen und auch Buschs kirchliche Position in einigen Bereichen nicht teilen, so ist die Lektüre doch aus mehreren Gründen hilfreich. Wir erhalten einen guten Einblick in einige Jahrzehnte deutscher Kirchengeschichte, bekommen Impulse für die persönliche Nachfolge und können lernen, wie ein hoch Gebildeter die Wahrheit der Bibel einfach, kenntnisreich, tiefgründig und verständlich vermittelte. Vielleicht greifen wir dann ja auch zu einen Buch von ihm oder hören die eine oder andere Predigt (auf www.sermon-online.de). Sicher wird dies zu unserem Nutzen sein.

Jochen Klein

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