Überall in Deutschland werden jetzt schon zum 500-jährigen Reformationsjubiläum Texte geschrieben und Beiträge geliefert. Als Eckdatum dafür wird der Thesenanschlag Martin Luthers am 31.10.1517 genommen. Nehme wir das zum Anlass, uns zu fragen: Was ist das Zentrale an der Reformation?
Wussten Sie schon, …
… wie die Reformation begann?
Der Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an der Wittenberger Schlosskirche gilt als Geburtsstunde der Reformation. Martin Luther hatte die 95 Thesen in lateinischer Sprache verfasst und wollte mit Gelehrten darüber diskutieren – „aus Liebe zur Wahrheit und im Verlangen, sie zu erhellen“, wie er schrieb. Innerhalb von 14 Tagen verbreiteten sich verdeutschte Fassungen der Thesen in weiten Teilen des Landes.
… wer Martin Luther war?
Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Sein Vater war ein Bauernsohn, der kurz nach Martins Geburt nach Mansfeld zog. Durch die Beteiligung am Kupferbergbau wurde er wohlhabend und gehörte bald zu den Angesehensten der Stadt.
Martin hatte etliche Geschwister. Er besuchte die Lateinschule in Mansfeld und nach einer Zwischenstation in Magdeburg ab 1498 eine Schule in Eisenach. Der Wunsch des Vaters war es, den begabten Sohn Jura studieren zu lassen.
… was während seines Studiums geschah?
1501 begann Luther ein Studium an der Universität Erfurt. In seiner Jugend war er ein eher fröhlicher Typ gewesen. Um 1505 begann aber in Erfurt eine Art Lebenskrise, in der ihn grundlegende Fragen beschäftigten. Am 2. Juli dieses Jahres geriet er in einen Gewittersturm. Von Angst überwältigt, gelobte er, Mönch zu werden. Er verließ alles, um ins Kloster zu gehen, dort Gott zu dienen und fromm zu werden.
… was das Zentrale in dieser Krise war?
Der Hintergrund seines Wunsches, Mönch zu werden, war die Sorge um sein Seelenheil. Mit dem Mönchsein wollte er dem Gericht und der Hölle entkommen. Luther trieb die Angst vor dem richtenden Gott um, der nach Werken vergilt. Durch eigene fromme Anstrengungen und Leistungen hoffte er sich das ewige Leben verdienen zu können und dem drohenden Unheil zu entkommen. Er befürchtete auch, von der Gnade Gottes verlassen oder vielleicht sogar zum ewigen Verderben vorherbestimmt zu sein.
… wie er diese Krise bewältigte?
Während seiner Bibellektüre stieß er auf folgenden Bibelvers: „Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte aber wird aus Glauben leben‘“ (Römer 1,17). Diesen Vers empfand er als große „Erleuchtung“ und Befreiung. Ihm wurde nun nämlich klar, dass Gottes Gerechtigkeit nicht in erster Linie eine fordernde Gerechtigkeit ist, bei der der Mensch mit eigener Anstrengung gute Taten vollbringen muss. Er verstand, dass der Mensch diese Gerechtigkeit nur durch den Glauben an Jesus Christus erhalten kann und dass keine Eigenleistungen sie bewirken können. So gewann auch Römer 3,28 für ihn eine große Bedeutung: „… dass ein Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke.“
… welche Rolle die Bibel für Martin Luther spielte?
Seit dem Beginn seiner inneren Krise 1505 griff Luther hin und wieder zur Bibel. Vorher hatte er noch nie eine in der Hand gehalten, wie er selbst sagte.
Im Kloster in Erfurt fand er dann den engen Bezug zur Bibel, der sein späteres Arbeiten und seine Schriften kennzeichnen sollte. Hier wurde er Priester und begann ein Theologiestudium. Am Ende des Studiums hatte er die Bibel liebgewonnen. 1512 wurde er Doktor der Theologie und erhielt dann an der Wittenberger Universität eine Bibelprofessur. Und hier wurde er auch 1514 als Prediger an die Stadtkirche berufen.
… wie es nun zum Thesenanschlag kam?
Die damalige Kirche war in einem sehr schlechten Zustand. Machtgier, Unmoral und Habgier prägten das Bild. Weil die Kirche Geld benötigte, verkaufte sie sogenannte „Ablassbriefe“. Sie behauptete, dass den Menschen gegen einen Geldbetrag „zeitliche Sündenstrafen“ erlassen werden könnten. Bereits ein Jahr vor dem Thesenanschlag predigte Luther gegen die Ablasspraxis, da sie den Aussagen der Bibel widersprach. Nun also wollte er anhand der 95 Thesen mit Gelehrten darüber diskutieren, auch um selbst Klarheit zu bekommen.
… was dann passierte?
Die Entwicklung, die zur sogenannten Reformation führte, nahm ihren Verlauf. Sie sollte bald von Deutschland aus auch auf andere europäische Länder ausstrahlen. Die römische Kirche erkannte bald die von Luther ausgehende Gefahr und leitete einen Prozess gegen ihn ein, weil er zunehmend zentrale Kritik an der Kirche äußerte, diese einer breiten Öffentlichkeit mitteilte und dort auch immer mehr Widerhall fand.
Auf dem Wormser Reichstag im April 1521 versuchte Kaiser Karl V. als Vorkämpfer der Kirche vergeblich, Luther zum Widerruf seiner biblisch begründeten Position zu bewegen. Luther berief sich aber kompromisslos auf die Bibel. Zur Änderung seiner Ansichten wäre er nur bereit gewesen, wenn man ihn durch die Heilige Schrift eines Irrtums überführt hätte.
Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise ließ Luther dann auf die Wartburg in Sicherheit bringen, bevor die „Reichsacht“ gegen ihn ausgesprochen wurde (d.h. er wurde völliger Recht- und Schutzlosigkeit preisgegeben). Dort verdeutschte er in elf Wochen die Basis seines Glaubens, das Neue Testament, aus dem Griechischen. In den folgenden Jahren übersetzte er, teilweise von Kollegen unterstützt, auch das Alte Testament aus dem Grundtext, sodass 1534 die erste Gesamtausgabe seiner deutschen Bibel erschien. So konnte sie nun auch in der Volkssprache gelesen werden. Dadurch, dass viele Luthers Schriften lasen, wurde auch die Vereinheitlichung der neuhochdeutschen Schriftsprache massiv vorangetrieben.
Dass die Reformation sich schnell ausbreiten konnte, war nicht zuletzt einer wichtigen Erfindung von Johannes Gutenberg zu verdanken: dem Druck mit beweglichen Lettern, der bereits seit etwa 1445 möglich war. In der Folge entstanden überall in Deutschland Druckereien. Zur Verbreitung der Reformation trugen auch noch andere bei, wie z.B. Philipp Melanchthon, Johannes Calvin, Huldrych Zwingli.
So wurde die Bibel immer weiter verbreitet, und jeder konnte das für sich erforschen, was Luther wieder neu entdeckt und was am Beginn seiner Umkehr gestanden hatte: „So halten wir es nu / das der mensch gerecht werde / on des Gesetzes werck / allein durch den glauben“ (Römer 3,28).
… wie Luther starb?
In seinen letzten Lebensjahren hatte Luther mit einigen körperlichen Leiden zu kämpfen, und er fühlte sich „alt, abgelebt und erschöpft“. Am 7. Januar 1546 brach er zur letzten Reise seines Lebens in seine Geburtsstadt Eisleben auf, um dort Streitigkeiten in der Mansfelder Grafenfamilie zu schlichten. Die Verhandlungen endeten erfolgreich. Er hatte aber nicht mehr die Kraft, nach Wittenberg zurückzukehren, und starb am 18. Februar 1546 in Eisleben.
Auf seinem Sterbebett betete er: „Mein himmlischer Vater, ewiger, barmherziger Gott, du hast mir deinen lieben Sohn, unseren Herrn Jesus Christus offenbart, den habe ich gelehrt, den habe ich bekannt, den liebe ich und den ehre ich als meinen lieben Heiland und Erlöser … nimm mein Seelchen zu dir.“ Und er sagte auch: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16).
… was die Reformation heute noch bedeutet?
Als Luther zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein tiefes Verlangen nach Zufriedenheit, Erfüllung und der Gnade Gottes spürte, erkannte er, dass er dies nicht allein finden konnte, und suchte intensiv. Antwort fand er in der Bibel. Diese sagt, dass das Hauptproblem darin liegt, dass jeder Mensch gesündigt hat (vgl. Römer 3,10–12.22.23). Sündigen bedeutet zum Beispiel: lügen, stehlen, Unrecht tun, habgierig und egoistisch sein, neiden, streiten, verleumden, sich berauschen, huren und okkulte oder abergläubische Praktiken ausüben (vgl. Römer 1,18–32).
Doch es gibt eine Möglichkeit, von diesen Sünden befreit zu werden und seine Sehnsüchte gestillt zu bekommen: Weil Gott die Menschen liebt, ist sein Sohn Jesus Christus vom Himmel auf die Erde gekommen, am Kreuz an unserer Stelle für die Sünden gestorben und dann auferstanden. Durch seinen Tod hat er den besiegt, „der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel“ (Hebräer 2,14). Jedem, der sich als Sünder erkennt und an Jesus Christus glaubt, verspricht er: „Kommt her zu mir, alle, die ihr euch abmüht und belastet seid, und ich werde euch Ruhe geben“. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Und: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Matthäus 11,28; Johannes 6,37; 5,24). Wer dieses Angebot jedoch ablehnt, wird einmal für seine Sünden zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden, nämlich mit ewigen Qualen (vgl. Offenbarung 21,8).
Das zu verstehen, ist Reformation. Als Martin Luther dies erkannte und dass nur der Glaube und die Gnade ihn retten konnten, war es für ihn der zentrale Durchbruch und ebenso auch für viele andere – und das bis heute.
Jochen Klein
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