denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Alexander von Humboldt

Vor 200 Jahren kehrte Alexander von Humboldt von einer fünfjährigen Amerika-Expedition nach Berlin zurück. Er war durch das Gebiet des heutigen Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru, Mexiko und Nordamerika gereist. Dies war das größte und ertragreichste wissenschaftliche Unter­nehmen, das je von einem Privatmann durchgeführt wurde. In einigen dieser Gebiete ist Humboldt noch heute bekannter als jeder andere Deutsche. Die Ausarbeitung und Publikation des Erlebten und Gefundenen dauerte 30 Jahre. Die Erträge seiner Amerikastudien umfassen 20 Folio- und zehn Quartbände mit 9000 Seiten und 1425 meist kolorierten Kupferstichen. Die besten Wissenschaftler damals standen ihm in Paris zur Verfügung, um dieses Werk auszuführen. Seine Leistungen sind aber auch die eines Abenteurers bzw. Extremsportlers. So bezwang er beispielsweise den höchsten damals bekannten Berg Chimborasso (ca. 6000 m) ohne technische Hilfsmittel. Mit 65 machte er sich erneut ans Werk, um ein riesiges Projekt zu vollenden. Er wollte in seinem Kosmos „die ganze materielle Welt, alles, was wir heute von den Erscheinungen der Himmelsräume und des Erdenlebens, von den Nebelsternen bis zur Geographie der Moose auf den Granitfelsen wissen“ in einem Werk darstellen. Sofort nach dem Erscheinen wurde es in neun Sprachen übersetzt und war in Deutschland ein Bestseller. Der fünfte Band blieb aber unvollendet, da von Humboldt 1859 beinahe 90-jährig starb.

200 Jahre nach seiner legendären Amerikareise wird er jetzt mit Buchausgaben und Festakten als Vorbilddeutscher gefeiert. Der Schriftseller Enzensberger sagt über ihn: „Man hat gewissermaßen seine Hausgötter“. Er findet Humboldts  „unbedingte Unabhängigkeit“ sympathisch. Andere bezeich­nen ihn als „aktuellen deutschen Star“. Wie aber dachte er selbst über sein Leben? Er sagte: „Der Tod ist das Ende des Zustands der Langeweile, den wir Leben nennen.“

Ein Gelehrter, der lange vor dieser Zeit lebte und auch viel herumgekommen war, hinterließ der Nachwelt ebenfalls Texte, die aus seiner Arbeit resultierten. Diese sind bis heute wesentlich mehr gelesen worden als die von Humboldts. Auch ist ihr Wert größer und ihre Auswirkung wichtiger. Es sind die Briefe des Apostels Paulus im Neuen Testament. In dem Brief an die Philipper schreibt er: „Das Leben ist für mich Christus und das Sterben Gewinn. Wenn aber das Leben im Fleisch mein Los ist, dann bedeutet das für mich Frucht der Arbeit, und dann weiß ich nicht, was ich erwählen soll. Ich werde aber von beidem bedrängt: Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser; das Bleiben im Fleisch aber ist nötiger um euretwillen“ (Philip 1,21-24). Für Paulus war also das Leben nicht Langeweile, sondern seine Motivation zu leben war, für andere tätig zu sein, damit sie Christus finden oder mehr von ihm erfahren und nach seinem Willen leben. Dieser Maxime ordnete er alles unter. – Unter welcher Lebensmaxime führen wir unser Leben? Letzten Endes ist es wichtig, ob wir den Auftrag ausgeführt haben, den wir persönlich vom Herrn empfangen haben, denn allein sein Urteil über unser Leben zählt. So schrieb Paulus an die Korinther:  „Denn ich bin mir selbst nichts bewusst, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr“ (1. Kor 4,4).

Jochen Klein

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