denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Der Mauerfall 1989 – 30 Jahre Freiheit?

Wussten Sie schon,

… dass Freiheit ein zentrales Bedürfnis des Menschen ist?

… dass viele Revolutionen „Freiheit“ als zentrale Parole hatten?

… dass das Freiheitsbedürfnis der Menschen mit dazu beitrug, dass am 9. November 1989 eine „Revolution“ in Deutschland stattfand? – Die DDR öffnete nämlich überraschend ihre Grenzen.

40 Jahre lang war Deutschland geteilt, nun konnten sich Brüder, Nachbarn und Verwandte wieder in die Arme schließen. Die Freude der Menschen in Ost- und Westdeutschland war groß. Man hoffte: Nun wird es einen Neuanfang geben.

Die Wiedervereinigung Deutschlands erfolgte zwar erst ein Jahr später, der Fall der Berliner Mauer ist aber bis heute das Sinnbild für das Ende der Teilung des Landes.

… wie es 1961 zum Bau dieser Mauer kam?

Der Bau der Mauer hatte sich abgezeichnet: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Deutschland von den Siegermächten in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Gleiches galt für die ehemalige Reichshauptstadt Berlin. Im Sommer 1945 wurden die sogenannten „Zonengrenzen“ gezogen. Teilweise wurden Grenzbäume errichtet und Holzpfeiler markierten die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland. Um die Zonengrenzen zu überschreiten, war eine Genehmigung notwendig. Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik im Jahr 1949 war Deutschland ein geteiltes Land.

Schon damals flohen viele Bürger unter teilweise lebensbedrohlichen Umständen aus der neu gegründeten DDR in den Westen. Die DDR-Führung reagierte 1952 darauf, indem sie in Berlin die deutsch-deutsche Grenze mit Zäunen, Bewachung und Alarmvorrichtungen sicherte. Im Rest des Landes entstand eine fünf Kilometer breite Sperrzone vor der Grenze, die nur mit spezieller Genehmigung betreten werden durfte. Diese „Grenze“ war aber noch sehr durchlässig, so dass zwischen 1945 und 1961 schätzungsweise 3,5 Millionen Menschen vom Gebiet der DDR und Ost-Berlins flohen.

… dass am 13. August 1961 die Zerteilung des Landes begann?

Die „Republikflucht“ war der DDR-Staatsführung zunehmend ein Dorn im Auge, auch weil viele Fachkräfte in den Westen flohen. Der Mangel an Arbeitskräften war so extrem, dass die Existenz der DDR gefährdet schien. Walter Ulbricht, Vorsitzender des Staatsrats der DDR, sah sich zum Handeln genötigt. Für ihn gab es nur zwei Optionen: entweder die vollständige Kontrolle aller Zugangswege nach Berlin oder der Mauerbau. Die sofortige Grenzschließung wurde im Einvernehmen mit UdSSR-Regierungschef Chruschtschow beschlossen.

Am 13. August 1961 – um 1 Uhr nachts – ging dann in Berlin am Brandenburger Tor das Licht aus. Mitarbeiter der Polizei und Kampfgruppen sicherten die Zonengrenze. In den folgenden Wochen und Monaten wurde die Berliner Mauer gebaut. – Vorbild auch für den Rest der Staatsgrenze zur Bundesrepublik Deutschland.

… dass die Mauer Denken und Handeln eingrenzte?

Dem Zeitzeugen Günter Neumann wurde – wie vielen anderen – bald klar, dass die Mauer nicht nur die Bewegungsfreiheit einschränkte und mehr als eine äußere Grenze war: Er sah sich als DDR-Bürger in seinem Reden und Handeln eingeschränkt: „Ich habe für mich registriert, dass man sich immer mehr eingegrenzt fühlte. Eingegrenzt nicht nur durch die Grenze, sondern eingegrenzt durch das, was politisch im Alltag an Einschränkungen da war. Man merkte, man kann nicht alles sagen. Man muss Dinge mitmachen oder hat Nachteile. Man wurde mehr genötigt, Dinge zu sagen und mitzumachen, die man eigentlich nicht will.“

… dass Theo Lehmann, einer der bekanntesten Pfarrer der DDR, ähnliche Erlebnisse ausführlich in seiner Autobiographie „Freiheit wird dann sein“ (2005) verarbeitet hat?

Unter anderem deshalb schrieb ein Journalist über ihn: „Sehnsucht nach Freiheit … – das ist sein Lebenslied.“ In Lehmanns Ausführungen wird auch deutlich, wie sehr die Sehnsucht nach Freiheit die Menschen in der DDR bestimmte und welchen Repressalien sie ausgesetzt waren. Weiter berichtet er z.B., wie er lange vor der DDR im Nationalsozialismus als kleiner Junge erstmals ein ähnlich unheimliches Klima der Angst kennengelernt hatte: Er sang ein harmloses Kirchenlied und wurde von seiner Mutter daran gehindert, weil Nazis in der Nähe wohnten, die das missverstehen konnten. Der Tenor des Liedes war: Gott und nicht der Mensch hat die Macht.

Interessant ist, dass es Lehmann – obwohl er das System der DDR hasste – in der Autobiographie und auch beim Predigen nicht in erster Linie um die Befreiung aus dem politischen Korsett ging, sondern, wie er selbst formuliert: „dass ich die Botschaft von Gottes Gericht und Gnade predigte und zur Bekehrung aufforderte.“

… dass Lehmann noch vor dem Mauerfall in einem Lied 1986 das ausdrückt, was er schon als kleiner Junge gesungen hatte? – Gott und nicht der Mensch hat die Macht.

Es heißt: „Wer Gott folgt, riskiert seine Träume“. Darin formuliert er:

Wer Gott folgt, riskiert seine Träume,

Setzt eigene Pläne auf‘s Spiel.

Auch als Verlierer kommt ihr nicht zu kurz,

Gott bringt euch an sein gutes Ziel …

 

Die Mächtigen kommen und gehen

und auch jedes Denkmal mal fällt.

Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht,

dem sichersten Standpunkt der Welt.

… was die Freiheit eines Christen ausmacht?

Der Herr Jesus las aus dem Buch Jesaja die Stelle, die ihn betraf, in der Synagoge: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden das Augenlicht, Zerschlagene in Freiheit hinauszusenden“ (Lk 4,18).

„Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht; steht nun fest und lasst euch nicht wieder unter einem Joch der Knechtschaft halten … Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; nur gebraucht nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch, sondern durch die Liebe dient einander“ (Gal 5,1.13).

„Denn so ist der Wille Gottes, dass ihr dadurch, dass ihr Gutes tut, die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt: als Freie und nicht als solche, die die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit haben, sondern als Knechte Gottes. Erweist allen Ehre; liebt die Brüderschaft; fürchtet Gott; ehrt den König“ (2. Pet 2,15-17).

Jochen Klein

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