1. Elia
Bekannt war der Mann, und Erfolg hatte er gehabt. Er wußte, daß Gott mit ihm war, denn er war treu gewesen. Nun aber stand er vor Gott, und dieser hatte ihm etwas zu sagen.
Sein erster öffentlicher Auftrag hatte Konsequenzen für ganz Israel gehabt. Elia hatte zum König Ahab gesagt: „So wahr der HERR lebt, der Gott Israels, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn es in diesen Jahren Tau und Regen geben wird, es sei denn auf mein Wort“ (1. Kön 17,1).
Mehrere Jahre Hungersnot waren gefolgt; dann war Elia wieder an die Öffentlichkeit getreten. Er hatte ganz Israel samt den Götzenpriestern auf dem Berg Karmel zusammenkommen lassen und sie aufgefordert, sich zwischen dem HERRN und dem Baal zu entscheiden.
Er hatte den niedergerissenen Altar des HERRN wiederhergestellt, mehrere Male Wasser über das Brandopfer und das Holz gießen lassen und gebetet. Darauf war Feuer des HERRN herabgefallen und hatte das Brandopfer, das Holz, die Steine und die Erde verzehrt und das Wasser, das im Graben war, aufgeleckt. Als das Volk dies gesehen hatte, war es niedergefallen und hatte gesagt: „Der HERR, er ist Gott! Der HERR, er ist Gott!“ (V. 39).
Weil Elia die Propheten des Baal nach Gottes Machtbezeugung getötet hatte, wollte die Königin Isebel ihn ebenfalls umbringen. Als er dies erfahren hatte, war sein Mut geschwunden, so daß er Gott gebeten hatte, ihn sterben zu lassen. Der Herr hatte aber einen Engel geschickt, der ihm Stärkung brachte. Darauf war er zum Berg Horeb gegangen und hatte in einer Höhle übernachtet. Dort war er vom HERRN gefragt worden, was er hier tue. Elia hatte seine eigene Situation so zusammengefaßt: „Ich habe sehr geeifert für den HERRN, den Gott der Heerscharen; denn die Kinder Israel haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet; und ich allein bin übriggeblieben, und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen“ (19,10).
Elia hatte zweifellos für die Sache Gottes treu eingestanden. Jetzt aber stand er vor Gott, und dieser hatte ihm etwas zu sagen: „Ich habe siebentausend in Israel übriggelassen, alle die Kniee, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben, und jeden Mund, der ihn nicht geküßt hat“ (V. 18).
Worin lag Elias Irrtum? Er hatte zu dem Volk und zu Gott gesagt: „Ich allein bin übriggeblieben.“ Außerdem hatte er Gott gegenüber das Volk als negatives Beispiel verwendet; er war „vor Gott aufgetreten gegen Israel“ (vgl. Röm 11,2). Das falsche Bild, das der geistliche Führer Israels von sich selbst und von anderen hatte, mußte Gott korrigieren.
Wir lernen daraus, daß 1. unsere eigene Meinung über uns selbst von der Realität weit entfernt sein kann (im Positiven wie im Negativen), und daß wir uns 2. hüten sollten, gegenüber Gott (und auch gegenüber den Menschen) die Fehler anderer in den Vordergrund zu stellen.
2. Daniel
Sehen wir uns jetzt an, wie ein Mann, der von Gott „Vielgeliebter“ genannt wird (Dan 9,23), handelte, so daß sein Reden dem Herrn gefiel.
Der junge Daniel war einer von denen, die wegen der Untreue des Volkes Gottes nach Babylon weggeführt worden waren. In diesem Zentrum des Okkultismus war er seinem Gott treu geblieben. In Daniel 9 wird geschildert, wie er eines Tages zu dem HERRN wegen der Sünden des Volkes betet. Es fällt auf, daß er Gott gegenüber nicht sagt, seine Väter seien schuld daran, daß er schon fast 70 Jahre hier in Gefangenschaft ist (obwohl das wahr gewesen wäre); er weist auch nicht darauf hin, sich gegenüber mehreren Königen bewährt zu haben (obwohl das wahr gewesen wäre). Was sagt er? „Wir haben gesündigt und verkehrt und gesetzlos gehandelt, und wir haben uns empört und sind von deinen Geboten und von deinen Rechten abgewichen. Und so hat der HERR über das Unglück gewacht und es über uns kommen lassen. Denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er getan hat; aber wir haben seiner Stimme nicht gehorcht. Dein, o Herr, ist die Gerechtigkeit, unser aber die Beschämung des Angesichts“ (9,5.14.7).
Und was sagt Gott zu dieser Haltung? „Fürchte dich nicht, Daniel! denn von dem ersten Tag an, da du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden“ (10,12).
3. Zusammenfassung
Elia nannte sich zuerst, wenn es um die Treue ging, sowohl gegenüber dem Volk als auch gegenüber Gott. Daniel bekannte „meine Sünde und die Sünde meines Volkes Israel“ (Dan 9,20). Er stellte sich an erste Stelle, wenn es um das Bekennen von Sünden ging. Er schloß sich mit ein, obwohl er an der Wegführung des Volkes Gottes nicht direkt schuldig war.
Welches Reden gefällt Gott? Das Reden in der Gesinnung Daniels: Nicht gegen jemanden, sondern für die Sache des Herrn. Demut als Grundlage. Aufrichtigkeit in der Praxis.
Jochen Klein
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