denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Zerstreuung

Das hörende Ohr und das sehende Auge,

der Herr hat sie alle beide gemacht.

Sprüche 20,12

„Wäre unsere Seinslage wirklich glücklich, brauchten wir uns nicht von dem Gedanken an sie abzulenken“. Dies schrieb der gläubige französische Mathematiker, Physiker und Philosoph Blaise Pascal (1623-1662) zum Thema Zerstreuung. Sie erfolgt beim Menschen in erster Linie über die Sinnesorgane Auge und Ohr. Ob man nun Musik hört, Bücher liest oder Bilder in irgendeiner Form konsumiert, immer trifft das zu, was Salomo folgendermaßen ausdrückt: „Das Auge wird des Sehens nicht satt, und das Ohr nicht voll vom Hören“ (Pred 1,8). Die Journalistin Viola Roggenkamp schrieb z.B. zu diesem Thema: „Die Wirkung des Fernsehers ist anders als die von knisterndem Buchenholz. Er wärmt nicht. Er macht leer. [...] Regelmäßig fernsehen entleert die Seele.“[1]

Diese Leere der Seele ist ein oft diagnostiziertes Phänomen in der heutigen Gesellschaft. Um ihr entkommen zu können, flieht man z.B. in die Zerstreuung. Dort kommt man nie an dem Ziel an, das man (vielleicht unbewußt) ständig sucht: nämlich einen festen Bezugspunkt. „Sucht, und ihr werdet finden“ (Lk 11,9). So lautet die Zusage des Herrn, wenn wir an der richtigen Stelle, nämlich in der Bibel, suchen. Haben wir ihn dort gefunden, sind wir mit seiner Hilfe in der Lage, das Wichtige im Leben zu erkennen, das Unwichtige zu lassen und die sinnlose Zerstreuung zu meiden.

Jochen Klein

1 Die Zeit Nr. 35 vom 25. August 1995, S. 61.

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