denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Auslegungen zum Buch Hiob

Das Buch Hiob zu lesen, ist sehr gewinnbringend. Und das meinen nicht nur Christen. So haben z.B. Schriftsteller und Maler unterschiedliche Motive daraus übernommen. Was ihm allerdings seine vorrangige Bedeutung gibt, ist seine Botschaft. Diese ist nicht eine Hiobsbotschaft, wie man meinen könnte, sondern das Gegenteil (siehe unten).

Es hat weiterhin eine besondere Frage schwerpunktmäßig zum Inhalt, welche die Gerechten und Heiligen zu allen Zeiten gestellt haben, nämlich: Warum müssen die Gerechten leiden? Oder anders formuliert: Warum darf Böses manchmal scheinbar triumphieren? – Im Buch Hiob wird somit u.a. der Weg beschrieben, den Gott ihn führte, um den Antworten auf das Leid näherzukommen.

Wenn man sich nun mit diesem, freilich nicht ganz leichten, Buch beschäftigt, ist nicht nur wegen dieser Themen Gewinn garantiert. Auch realisieren wir mehr die Größe Gottes sowie die Begrenztheit des Menschen, begegnen dem Erlöser, lernen zwei Dinosaurier kennen usw.

Wer nun vorhat, das Buch Hiob etwas systematischer als bei der „normalen“ Lektüre zu studieren, dem bieten sich drei sehr gute Lektüren als Hilfe an, die einander ergänzen.

Das Buch von Nigel Crompton versteht sich weniger als Kommentar, sondern „eher als eine Art Einführung oder Studienanleitung. Seine Aufgabe besteht also zuerst darin, dem Leser die faszinierenden Themen des Buches Hiob zu erschließen“ (S. 7). Zu diesem Zweck hat das Buch vier Hauptteile, die sich an den zentralen Aspekten des Buches Hiob orientieren: dem Prolog, den Dialogen, den Monologen und dem Epilog. Es ist kleinschrittig gegliedert, was dem Leseverständnis entgegenkommt.

Wer einen sehr guten Vers-für-Vers-Kommentar sucht, sollte den von Benedikt Peters nehmen. Nach einer allgemeinen Einführung wendet sich der Autor systematisch dem Text zu. Der jeweils zu behandelnde Abschnitt ist abgedruckt und wird dann erläutert. Weiterhin kommen andere Ausleger zu Wort und manche Begriffe werden ausführlich erklärt.

Alexander vom Stein setzt nun etwas andere Schwerpunkte. Sein Buch ist folgendermaßen gegliedert: Einleitung, Überblick über zentrale Themen des Buches, Auslegung und Exkurse zu zentralen (auch wissenschaftlichen) Themen. Es ist hervorragend (auch mit viel Bildmaterial und anderem) gestaltet.

Alle drei Bücher kann man also zur vollständigen Lektüre empfehlen (selbstverständlich eignen sie sich aber auch zum Nachschlagen). Sie sind alle verständlich geschrieben, wobei Hiobs Botschaft am lesefreundlichsten ist.

Crompton meint: Es fällt besonders auf, „dass die Freunde Hiobs nur über Gott reden, Hiob aber während des Dialogs nicht nur über Gott, sondern auch mit Gott spricht. Im gesamten Buch Hiob finden wir wohl keine wichtigere und praktischere Lektion: Wir sollen in Gottes Gegenwart leben und unsere guten und schlechten Zeiten zielstrebig und innig mit Gott verbringen. Wir sollten vor Ihm wandeln“ (S. 31). Peters schreibt: Alles Geschehen auf der Erde ist vom Himmel abhängig“ (S. 21), die beiden „wichtigsten Dinge“, die uns das Buch Hiob lehren will, sind „erstens: Wie wir uns zu halten haben, wenn Gott Leid über uns bringt. Zweitens: Gott ist Gott ... Er hat uns in der Hand, wir haben ihn nie in der Hand“ (S. 19). Und vom Stein macht deutlich, was wirklich die Hiobs-Botschaft ist: „Gott regiert als der allmächtige, souveräne und fürsorgliche Schöpfer, er verfolgt mit allem einen guten Plan und erreicht ein vollkommenes Ziel“ (Klappentext).

Dem kann man sich nur anschließen und noch die Belehrung des Jakobus bewusst machen: „Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und Barmherzigkeit ist“ (Jak 5,11).

Jochen Klein

Nigel Crompton: Den Sinn von Leid verstehen. Studien zum Buch Hiob. Dillenburg (CV) 2020, gebunden, 189 Seiten, ISBN 978-3-86353-514-8, 14,90 Euro. Benedikt Peters: Das Buch Hiob. Bielefeld (CLV) 2020, gebunden, 416 Seiten, ISBN 978-3-86699-397-6 ,14,90 Euro. Alexander vom Stein: Hiobs Botschaft, Lychen (Daniel) 2017, gebunden, 153 Seiten, ISBN 978-3-945515-01-3, 16,95 Euro.
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