denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Buddhismus

Religion ohne Gott

„Wir haben im evangelischen Bereich eine traditionelle Kopflastigkeit, gehen meist analytisch und rational mit Bibeltexten um, jedoch die Seele bleibt hungrig“. Dies konnte man in einem freikirchlichen Gemeindebrief lesen. Um das (vermeintliche) Problem der Kopflastigkeit und Seelenleere zu lösen, wurde ein Meditationskurs angeboten. Wenn damit gemeint wäre, über das Wort Gottes aktiv nachzusinnen, wäre das ja in Ordnung. Bei diesem Beispiel, aber auch in andere Fällen, die sich im christlichen Bereich nennen ließen, ist aber etwas anderes gemeint: Es ist eine östliche Form von Meditation, bei der die Person passiv ist und eine Einheitserfahrung oder ein Sich-Auflösen im All oder im Nichts das Ziel ist.

Dies ist ein Beispiel dafür, dass Elemente des Buddhismus selbst in christliche Gemeinden eindringen, ohne dass man dies realisiert. Ein anderes Beispiel wären Mandalas. Zwar gibt es schon seit einiger Zeit in Deutschland Interesse am Buddhismus (z.B. bei Arthur Schopenhauer, Richard Wagner, Friedrich Nietzsche und Hermann Hesse, der diesem im Westen, aber besonders in Amerika in der Mitte des letzten Jahrhunderts massiv Vorschub leistete).  In den letzten Jahren kann man aber feststellen, dass dessen Bedeutung zunimmt. Deshalb empfangen z.B. deutsche Spitzenpolitiker seinen höchsten Vertreter, den Dalai Lama. Und viele haben die (irrige) Meinung, dass der Buddhismus eine ideale friedliebende Religion sei, und sehen in ihm einen Kontrapunkt zum hektischen Getriebe der Moderne. Wenn der Dalai Lama dann öffentlich oder auch mit Kirchenvertretern redet, klingt dies dementsprechend oft harmonisch. Dabei verkennt man aber, dass die Ausführungen vor dem Hintergrund des Buddhismus völlig anders gemeint sind, als die westlichen Zuhörer annehmen. So schreibt der Herausgeber der Buchreihe, Thomas Schirrmacher: Der Buddhismus ist uns „als östliche Religion meist viel fremder als der Islam, und es sind viel mehr Wunschvorstellungen über ihn im Umlauf, da er mit den westlichen Denkkategorien nicht zu erfassen ist“.

Deshalb ist es sinnvoll, dieses Buch von Martin Kamphuis zu lesen. Bevor er zum Glauben kam, war er selbst praktizierender Buddhist. Nun hält er Vorträge zu diesem Thema und er hat auch Bücher darüber veröffentlicht. Das vorliegende Buch fasst die Haupterkenntnisse zusammen, nicht zuletzt auch, weil es ist in der Reihe kurz und bündig des Haenssler-Verlages erschienen ist. Es ist leichtverständlich geschrieben und übersichtlich strukturiert. Der Verfasser zeigt zunächst die Grundlehren des historischen Buddha auf und erläutert das von ihm formulierte Ziel des Buddhismus. Im zweiten Teil werden aktuelle Entwicklungen diskutiert und vom biblischen Standpunkt her bewertet. Zum Schluss fasst der Autor auf wenigen Seiten die zentralen Ergebnisse zusammen und fügt dann noch eine gute Auswahl von Weblinks und Literaturhinweisen hinzu.

Meines Erachtens handelt es sich hier um einen gelungenen Kompromiss zwischen einer kurzen Zusammenfassung von Hauptaspekten und einer detailreichen Übersicht. Das Buch kann gut als Basisinformation genutzt werden, um in Gesprächen oder mit Hilfe weiterer Literatur die Informationen zu ergänzen und auf dem Hintergrund der Bibel tiefgehender zu reflektieren.

Jochen Klein

Martin Kamphuis: Buddhismus. Religion ohne Gott. Holzgerlingen (Hänssler) 2007, Paperback, 93 Seiten, ISBN 978-3-7751-4635-7, EUR 6,95.
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