Dieses Buch fasst die jahrzehntelange Forschungsarbeit des Autors zusammen. Er stellt nach dem Fall des säkularen Humanismus eine Rückkehr des Heidentums fest. Dabei weist er unter anderem nach, wie sehr das Denken Carl Gustav Jungs, des Begründers der analytischen Psychologie, den Westen geprägt hat. Und das, nachdem das Christentum als allgemein prägende Weltanschauung und auch der Säkularismus auf dem Rückzug waren.
Als Hauptlinie verfolgt der Autor in dem Buch, dass es grundsätzlich zwei Weltanschauungen gebe, die sich zentral in ihrem Verständnis der Wirklichkeit unterscheiden. Die grundlegenden Kategorien nennt er Einsheit (Oneism) und Zweiheit (Twoism). Darin sieht er die beiden einzigen zeitlosen, einander sich widersprechenden Möglichkeiten, über die Welt nachzudenken. Andere Ausdrücke wären Heidentum und biblische Lehre oder Monismus und Theismus. Einsheit bedeutet, dass das Universum alles ist, was es gibt, und Zweiheit, wenn Gott und die Natur die Wirklichkeit bilden. In der einen Weltanschauung ist die Schöpfung die letzte Instanz, die andere beruht auf der letztgültigen, vorgeordneten und alles bestimmenden Existenz des Schöpfers. Der Widerstreit besteht also zwischen zwei sich gegenseitig ausschließenden Glaubenssystemen.
Eine Basis für die Überlegungen des Autors ist, dass das Ziel von Amerikas zweiter Revolution, der Kulturrevolution der 1960er-Jahre, darin bestand, die Formen, Strukturen, Werte und Ethik des Status quo radikal zu verändern. Sie wollte ein neues Zeitalter einläuten: das New Age, das Wassermann-Zeitalter. Diese Gedanken hätten Folgen gehabt: Danach sei die Heiligkeit des Lebens, der Ehe, der Geschlechter und des Heiligen selbst vernichtet worden. Diese Kultur sei nicht nur postchristlich und postmodern und auch nicht nur neoheidnisch, sondern sogar neobarbarisch geworden. Die Ideen des New Age, die auch die Gegenwart dominieren, hätten ihre Wurzeln in der antiken Gnosis. Diese besondere Philosophie habe schon damals eine Form des Pantheismus oder Monismus vertreten. Dabei sei Gott „das All-Eine“, die Summe aller Dinge. Alles sei Gott, und Gott sei alles. Der Autor zeigt nun die Hauptlinien, die philosophischen Hintergründe und die kulturellen Wege, die dazu geführt haben.
Das Buch besteht aus drei Hauptteilen. Im ersten werden die utopischen Visionen der Menschheit des frühen 20. Jahrhunderts untersucht, die nach einer Befreiung von Fesseln christlich-abendländischer Werte strebten, und es wird deren Scheitern erläutert. Dazu werden große Gegner des Christentums der Neuzeit kurz skizziert. Dabei spielen der säkulare Humanismus, der Materialismus und der Vernunftglaube eine zentrale Rolle. Sodann wird der Einfluss der heidnischen Mythologien, besonders anhand C.G. Jungs, verdeutlicht sowie dessen Diktum einer sexuellen und spirituellen Befreiung für eine gesunde Psyche hin zu einem Leben voll Glück. Dazu gehört auch die Entwicklung hin zu einer östlichen Spiritualität.
Im zweiten Teil geht es um die planvolle und schlüssige Vermittlung der Lüge und eine umfassende Begründung für Ungehorsam seitens einflussreicher Strömungen. Dabei wird auch der Marxismus behandelt, u.a. der wichtige Denker Antonio Gramsci, der seine Gesinnungsgenossen dazu drängte, die „ideologische Vormachtstellung“ durch einen „langen Marsch durch die Institutionen“ wie die Medien, die Wissenschaft und die politischen Parteien zu erreichen. So würden die Menschen dazu gebracht, in marxistischen Bahnen zu denken und zu handeln, ohne die Begriffe zu benutzen. Auch die Idee von Frances Fox Piven und Richard Cloward wird reflektiert. Sie entwickelten einen Plan, um Chaos hervorzurufen: Indem man die Regierungssysteme absichtlich bis zum Zusammenbruch überfordere, ebne man den Weg für staatliche Eingriffe und ein kollektivistisches System. Im letzten Teil des Buches nimmt der Autor eine ausführliche Bewertung aus biblischer Sicht vor, wobei die Themen Umkehr, Heiligkeit und Nachfolge breit ausdifferenziert werden.
Insgesamt hat das Buch 12 Kapitel. Es beinhaltet über 600 Nachweise, ein Namens- und Sachregister und ein Bibelstellenregister. Auch wenn sich die Argumentation wesentlich auf amerikanische Zusammenhänge bezieht, so gelten doch die meisten Aspekte auch für Europa. Es ist zu begrüßen, dass sich ein christliches Buch intensiv mit den mystisch-spirituellen Aspekten der heutigen Kultur beschäftigt, wird doch das 21. Jahrhundert der gnostischen Welt in den ersten beiden Jahrhunderten immer ähnlicher. Die Stärke des Buches liegt darin, dass es nicht nur beschreibt, sondern auch aus christlicher Sicht klar und ausführlich bewertet. Die Breite an Details sowie die Diskussion mancher anderen Sichtweisen mögen nicht für jeden relevant sein. Doch das Buch eignet sich auch gut, um Inhalte selektiv wahrzunehmen. Dabei hilft die sehr gute, übersichtliche Gliederung. Das Sprachniveau ist bildungssprachlich und verlangt ein gewisses theoretisches Reflexionsvermögen. Insgesamt ist das Buch aber gut lesbar und alles in allem eine hilfreiche Lektüre.
Hier noch ein paar prägnante Zitate aus dem Buch:
Ein Hauptproblem des Heidentums und des Liberalismus ist: „keine realistische Wahrnehmung des Bösen und damit einhergehend die Unfähigkeit, sich wirklich damit auseinanderzusetzen.“
Durch die Abschaffung einer endgültigen Hölle wird auch der absolute Richter beseitigt, sodass die Menschheit ihre eigene Ethik schaffen und durchsetzen muss. Dies führt zur Hölle auf Erden. Es gibt keine letztliche Gerechtigkeit oder Rechenschaftspflicht in Bezug auf das wirklich Böse mehr, sondern nur die von menschlicher Macht gesetzten Werte.
Philip Rief: Das Abendland wurde in Bezug auf Sinnlichkeit schnell wieder heidnisch.
Charles Taylor: Die gesamte ethische Haltung des modernen Menschen beruht auf und folgt aus dem Tod Gottes (und damit natürlich auch dem Tod eines bedeutungsvollen Kosmos).
Rod Dreher: Modern zu sein bedeutet, an die eigenen Wünsche als Quelle der Autorität und Selbstdefinition zu glauben.
Jochen Klein
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