Jugendliche wollten die Treffsicherheit eines Gewehrs an den Ruderern testen – und schossen. Die Kugel blieb – Gott sei Dank – in der Schulter stecken, und Johannes überlebte, 21-jährig. Auch die tollkühne Fahrt auf der Motorhaube eines Jeeps ins Gefangenenlager Nordhausen überlebte er. Kurze Zeit später sagte der Major im weltgrößten Gefangenenlager in Remagen zu den Deutschen: „Sollte nur einer von euch die Hoffnung haben, diesen Ort noch einmal lebend zu verlassen, sollte er diese augenblicklich fallen lassen“. Ein Aufseher, Leutnant Breaks, formulierte es Johannes gegenüber etwas konkreter: „Ich persönlich sorge dafür, dass Sie hier nicht lebend rauskommen. Und glauben Sie mir, ich halte meine Versprechen“.
Trotz katastrophaler Bedingungen, geradezu hoffnungsloser Zeiten, des Verlusts vieler Mitgefangener sowie guter Kameraden und der Nachstellungen der Wärter überlebte er auch dies. Johannes Hübner überlebte noch viel mehr, und so ist er im letzten Jahr 100 Jahre alt geworden. Zu Breaks sagte er einmal, dass dieser ihm nichts antun könne, was Gott nicht zulasse. Heute fasst er zusammen: „Mein ganzes Leben habe ich in dem Wissen gelebt, dass mir Einer zur Seite steht, Einer, der in wirklich jeder Situation bei mir ist, Einer, den ich immer um Rat fragen kann, wenn mein Weg mich auch in die tiefste Dunkelheit geführt hat, Einer, der mir verheißen hat: ‚Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten: wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, dein Retter‘“ (Jes 43,1–3).
Im vorliegenden Buch erzählt Gerrit Hübner das bewegte Leben seines Großvaters. Im Vordergrund steht der Bericht über den Aufenthalt in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Hierbei handelt es sich sowohl um ein Zeugnis der unwandelbaren Gnade Gottes als auch um ein Zeitzeugnis. Der Autor schreibt: „Es ist ein Erinnern an ein Leben, in dem so oft das Wirken Gottes, die Führung des Herrn, sichtbar wurde“. Dabei verschweigt er auch nicht, dass Johannes zunächst ein treuer Patriot war und erst gegen Kriegsende seine Position zu hinterfragen begann, bis er schließlich einen Abscheu gegen diese Art Nationalismus entwickelte.
Durch die Lektüre dieses leicht verständlich geschriebenen Buches kann uns wieder mehr bewusst werden, dass wir Gott vertrauen können und finanzielle Absicherung und äußerer Friede nicht selbstverständlich sind. Wir können unsere Prioritäten neu überdenken und auch etwas über Menschen unter extremen Bedingungen lernen. Was noch? Das sei dem Leser selbst überlassen!
Jochen Klein
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