„Die Christen in Deutschland haben es nicht leicht, vor allem, wenn sie sich als solche bekennen oder gar dem evangelikalen Lager zugehören.“ Dies meint Lutz E. von Padberg, Professor für Mittelalterliche Geschichte, gleich zu Beginn seines neuen Buches in der Einführung. Dann führt er als Beispiel den neuen Atheismus und Dawkins´ sehr bekanntes Buch Der Gotteswahn an, verweist aber auch darauf, dass solche Debatten über Sinn und Unsinn der Religion im Allgemeinen und des Christentums im Besonderen nicht neu sind. Anhand dieser aktuellen Debatte macht er dann deutlich, dass sich die Diskussionen über Religion mittlerweile in einer breiten Öffentlichkeit abspielen, dass die Frage nach Religion und Glaube somit im weitesten Sinne aktuell ist und bei der Auseinandersetzung vor allem linke Politiker sich oft sehr pauschalisierender Argumente bedienen, die so den historischen Fakten nicht standhalten. Zu den Hauptstandardvorwürfen gehören z.B. der Umgang mit Häretikern und Ketzern, aber auch mit Frauen, das Verhältnis von Kirche und Staat, die Mission im Mittelalter, Kreuzzüge, Inquisition, Hexen, Kolonialismus, Juden und von der Kirche initiierte Kriege.
So sei es sinnvoll, „sich nüchtern der Herausforderung zu stellen und sachlich abzuwägen, inwieweit die Kritik an bestimmten historischen Entwicklungen des Christentums berechtigt ist oder nicht“. Damit ist das Ziel dieses Buches vorgegeben: „Die Standardvorwürfe gegen das Christentum sollen auf den Prüfstand gestellt werden … In zehn selbstständigen Kapiteln werden die wichtigsten Anklagen nach einem festen Schema diskutiert. Zuerst sollen die jeweiligen Vorwürfe kurz vorgestellt, dann nach dem möglichst neusten Stand der Forschung die Fakten präsentiert und erörtert sowie ein bewertendes Fazit gezogen werden. Abgeschlossen wird jeder Abschnitt mit kommentierten Literaturhinweisen. Die Beschreibung der Sachlage fordert den jeweils längsten Abschnitt … Dabei geht es weder um theologische, philosophische oder religionsgeschichtliche Argumente und auch nicht um eine biblische Analyse, sondern allein um eine historische Untersuchung … Kritiker sollten allerdings beachten, dass dieses Buch keine erschöpfende Analyse sein will, sondern eine von einem Historiker verfasste Argumentationshilfe in der gegenwärtigen Diskussion“. Weiterhin meint er: „Angesichts von Globalisierung und konkurrierenden Religionsangeboten können es sich die Christen nicht leisten, vor diesen Anwürfen abzutauchen. Sie müssen sich der Auseinandersetzung stellen“.
Die zehn Kapitel nun greifen die oben genannten Standardvorwürfe in der dort notierten Reihenfolge auf. Zum Schluss folgt auf 10 Seiten noch einmal eine Kurzzusammenfassung des ganzen Buches und schließlich ein Personenregister.
Die Stärke des Buches liegt in seiner systematischen, auf Quellen basierenden Darstellung und dem klar gegliederten Aufbau. Es ist verständlich geschrieben, aber selbstredend besonders für an historischen Hintergründen Interessierte. Wenige Deutungen, besonders bei der Frauenfrage, dürften so mit dem biblischen Befund nicht übereinstimmen und dass Ketzer „in der Kirche bis zu einem gewissen Maß auch nötig [sind], vor allem auf argumentativer Ebene“, widerspricht den Aussagen des Neuen Testaments.
Alles in allem kann man viele wichtige Dinge lernen, sie so sonst selten nachzulesen sind.
Jochen Klein
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