Es war Samstag, und Paul D. Tripp hatte eine ziemliche Wut. Er konnte den Mann, der ihn anrief, nicht ausstehen. Bisher hatte dieser keinen Ratschlag in seiner schwierigen Situation angenommen, die vielen Bemühungen waren zwecklos gewesen und nun kündigte er telefonisch an, Selbstmord begehen zu wollen. So fuhr Paul Tripp zu ihm. Nach kurzer Zeit sagte der Mann: „Du ratterst aber jetzt nicht wieder dieses ganze Zeug runter, oder? Hast du mir nicht mal was Neues zu sagen?“ Daraufhin „zerlegte“ Tripp „den Mann verbal in alle Einzelteile“, wie er selbst schreibt.
In solchen Extremsituationen befinden wir uns im alltäglichen Leben meistens nicht. Trotzdem haben wir es täglich mit kleineren Konfliktsituationen im Bereich der Kommunikation zu tun. Wer das für übertrieben hält, wird dieser These sicherlich spätestens nach der Lektüre des Buches zustimmen. Der Autor schrieb dieses Buch, wie er selbst sagt, nicht aus Fachwissen heraus, sondern aus Verzweiflung, und zwar darüber, dass gottgemäße Kommunikation so schwer gelingt. Deshalb bemerkt er am Anfang: „Wenn Sie sagen können: ‚Ich habe kein Problem mit meinen Worten‘, dann brauchen Sie gar nicht weiterzulesen. Doch wenn Sie, wie ich, merken, dass sich in Ihrem Leben immer noch ein Kampf der Worte abspielt und immer wieder ein Ringen um die passende und liebevolle Kommunikation zum Vorschein kommt, und wenn es in Ihrer Welt der Sprache noch Raum für Wachstum gibt, dann ist dies ein Buch für Sie … dieses Buch soll ein Buch der Hoffnung sein. Es ist ein Buch über Veränderung, eine Veränderung, die durch die Person und das Wirken des Herrn Jesus Christus möglich ist.“
Etliche von uns werden schon mit Büchern zum Thema Kommunikation in Kontakt gekommen sein. Auch wenn es gut ist, mit Hilfe dieser Modelle Kommunikation(‑sprobleme) analysieren zu können, so ist jedem sicher klar: Letzten Endes reicht dies nicht aus, da man sich so allenfalls Phänomene bewusst machen und versuchen kann, diese zu ändern. Der Wurzel kann man aber nicht beikommen. So zeigt Tripp in diesem Buch vor dem Hintergrund des Urproblems der Sünde Wege auf, um dieser zu begegnen. Der Autor schreibt: „Wir haben mit unserem Mund Fallen gestellt. Wir haben mit unseren Worten verführt. Unser Sprechen hat Unstimmigkeiten verursacht. Wir haben zu viel geredet und übereilt gesprochen. Unsere Worte waren rücksichtslos. Wir haben auf üble Nachrede gehört und in unserer Wut sind unsere Worte boshaft gewesen. Wir sind streitsüchtig gewesen. Manchmal haben wir es genossen, unsere eigenen Ansichten kundzutun. Wir haben uns zu Spötteleien hinreißen lassen. Wir haben das Vertrauen anderer Menschen mit unseren Worten verraten … Mit diesem Eingeständnis bekennen wir, dass unser Kampf im Kommunizieren in erster Linie nicht ein Kampf um die richtige Technik, sondern ein Kampf des Herzens ist“. „Gott hat uns nicht trotz, sondern gerade wegen dieser Realitäten seinen Geist gegeben. Der Heilige Geist ist uns gegeben worden, damit wir den Willen Gottes tun können, obwohl wir Sünder in einer gefallenen Welt sind; damit sein Leben und seine Stärke alle Auswirkungen unserer eigenen Sünden und der Sünden, die andere an uns begangen haben, überwinden; damit wir wirklich den Willen Gottes tun können“. „Die Bibel sagt uns, dass wir, wenn wir je eine dauerhafte Veränderung in unserer Kommunikation erleben wollen, in uns selbst anfangen müssen.“ „Denken Sie daran, dass Gott unser Herz nicht offen legt, um es zu entmutigen, sondern um uns noch näher in den Kreis seiner Liebe zu ziehen. Wen er liebt, den weist er zurecht.“ „In ihm finden wir Versöhnung nicht nur mit Gott, sondern auch miteinander. Er ist der Einzige, der Mauern niederreißen kann, die Menschen trennen (Epheser 2,14–18). Er allein ist in der Lage, in Herzen Liebe zu geben, die einst von Hass regiert wurden. Er macht gedankenlose, mit sich selbst beschäftigte Menschen einfühlsam und barmherzig.“ „Wir wollen am Morgen die Saat säen und am Nachmittag reife Früchte ernten. Doch Gottes Werk der Veränderung in uns und in anderen Menschen ist ein Prozess“.
Damit man sich wichtige Aspekte dieses Prozesses bewusster machen kann, ist es sehr empfehlenswert, dieses Buch zu lesen. Es ist in 13 Kapitel unterteilt. Die drei Hauptteile sind überschrieben mit „Reden ist nicht billig“, „Ein neues Konzept für unsere Sprache“ und „Den Kampf der Worte gewinnen“. Die Kapitel sind durch viele Zwischenüberschriften unterteilt, was dem Leser entgegenkommt. Weiterhin verarbeitet der Autor zur Veranschaulichung einer Problematik Ereignisse aus seinem Leben. Am Ende jedes Kapitels sind unter der Überschrift „Jetzt mal persönlich“ hilfreiche Fragen abgedruckt, mit denen der Leser seine eigenen Gewohnheiten überprüfen kann. Die Sprache ist sehr leicht verständlich. Dass der Autor verschiedene Grundmotive öfter wiederholt, stört m.E. nicht, da sie sich so besser einprägen.
An einer Stelle fragt der Autor: „Was ist die Frucht, die aus Ihrer Kommunikation entsteht? Fühlen sich andere Menschen nach der Begegnung mit Ihnen ermutigt, geliebt, voller Hoffnung? Führen Ihre Worte zu Vergebung, Versöhnung und Frieden? Vermittelt Ihre Kommunikation Weisheit, ermutigt sie zum Glauben? Oder führen Ihre Worte zu Entmutigung, Spaltung, Verurteilung, Verbitterung, Dummheit?“ Wer darüber oder auch über die Chancen und Gefahren der Kommunikation aus biblischer Sicht nachdenken möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. – Dass obige Geschichte noch einen guten Ausgang nahm, war allein Gott zu verdanken. Vielleicht hilft die Lektüre uns auch, ähnliche Situationen zu vermeiden.
Jochen Klein
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