denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Rezension Christentum und Gesellschaft

Jochen Klein:

Christentum und Gesellschaft

Wovon wird unser Denken beeinflusst?

Lychen (Daniel) ²2020

Pb., 103 Seiten

ISBN 978-3-935955-09-6

€ 2,90

Ist die Frage, ob Gott existiert, von Bedeutung? Heutzutage darf doch jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Jochen Klein, Lehrer und Autor, ist der Ansicht, „dass die Frage nach Gott für den Menschen eine große Rolle spielt“. Deshalb legt er mit Christentum und Gesellschaft eine knappe Überblicksdarstellung vor.

In den sechs Kapiteln nimmt Klein seine Leser mit auf einen Schnelldurchlauf durch Kirchen-, Philosophie- und Gesellschaftsgeschichte. Er möchte aufzeigen, „wie und auf welchem Weg man Gott finden kann und wie Menschen ihn im Lauf der Jahrhunderte gefunden haben“.

Im ersten Kapitel stellt er die rasche Ausbreitung des Christentums dar. Anschließend fokussiert er sich auf die Bedeutung der Bibel für das Volk. Bevor Martin Luther seine Bibelübersetzung auf den Markt brachte, gab es bereits 18 gedruckte deutsche Bibeln und 60 Teilbibeldrucke. Doch dem Wort Gottes stellte sich das Individuum in den Weg. Mit der Lösung der „alten Fesseln“ wurden dem Menschen Freiheit, Glück und Macht in Aussicht gestellt. Somit verlor der Glaube im Zeitalter der Aufklärung zunehmend an Bedeutung. „Die Folge war, dass sich die eigene Vernunft auch als Maßstab für die Beurteilung der Bibel etablierte“. Das Denken der Moderne war stark von den aufklärerischen Erkenntnissen geprägt. Doch weil sich Fortschrittsversprechen und -hoffnungen nicht erfüllten, stürzte die Moderne in die Krise, und die Postmoderne wurde geboren. „Der auf rationale Durchdringung und Ordnung gerichteten Moderne stellt die Postmoderne eine prinzipielle Offenheit, Vielfalt und Suche nach Neuem entgegen“. Diese „neue Toleranz“ führt schließlich ins 21. Jahrhundert, denn aktuell gibt es keine allgemeingültige Wahrheit mehr. „Wahrheit ist kein Faktum, sondern eine Frage des momentanen Standpunktes“. Im sechsten Kapitel zieht Klein daher die Schlussfolgerung, dass es sich zu entscheiden gilt: Möchte man der „eigenen Vernunft, den östlichen Religionen, verschiedenen Sekten, Aberglaubenslehren und Göttern glauben oder der Bibel, dem Wort Gottes“?

Die einzelnen Kapitel werden mit zahlreichen Exkursen ergänzt, die dem Leser vertiefende Hintergrundinformationen und wissenswerte Fakten sowie Beurteilungen der einzelnen Aspekte an die Hand geben. Insgesamt liegt ein Büchlein vor, das sich mit den Auswirkungen des Christentums, der Bedeutung der Bibel, den Auswirkungen des Denkens der Aufklärung, der 1968er-Bewegung, der Postmoderne und aktuellen Entwicklungen in Bezug auf Glauben bzw. Religion auseinandersetzt.

Als Zielgruppe richtet sich Klein an jüngere Leser, wobei der Inhalt generationsübergreifend von Bedeutung ist. Besonders für Oberstufenschüler und Studenten ist das Wissen dieser Hintergründe zentral: einerseits um für sich persönlich die entsprechenden Lehren aus der Entwicklung von Christentum und Gesellschaft zu ziehen, andererseits hilft die Auseinandersetzung mit dem Dargestellten, gesellschaftliche Entwicklungen besser verständlich und nachvollziehbar zu machen, „um biblische Schlussfolgerungen daraus ziehen zu können“. Denn es gilt, sich von dem verbreiteten Relativismus oder antichristlichen Gedankengut nicht negativ beeinflussen zu lassen.

Klein gelingt es, kompakt, klar und konstruktiv einen großen Bogen zu spannen, um Fragenden aufzuzeigen, dass Christentum und Gesellschaft einander beeinflussen und Auswirkungen auf unser Denken und Handeln haben. Es zeigt sich, dass die Frage, ob Gott existiert, wichtig ist und für den Menschen eine große Rolle spielt.

Henrik Mohn

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