denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Bücher von Timothy Keller: Warum Gott?

Timothy Keller: Warum Gott? Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit? Gießen (Brunnen Verlag) 2010. Gebunden, 335 Seiten, ISBN 978-3-7655-1766-2, 19,95 Euro. Timothy Keller: Warum Gott? Sechs Gesprächsimpulse zum Buch. Gießen (Brunnen Verlag) 2011, Paperback, 89 Seiten. ISBN 978-3-7655-0882-0, 8,99 Euro.

In den USA ist Timothy Keller bereits ein Bestsellerautor. Auch in Deutschland finden die Bücher des New Yorker Theologen und Pastors viele Leser, vorwiegend im evangelikalen Bereich. Im Folgenden ein kleiner Überblick über einige Veröffentlichungen.

In Warum Gott? versucht Keller, den Glauben an den Gott der Bibel auch für Außenstehende nachvollziehbar zu begründen. Dabei geht er in erster Linie auf populäre Fragen ein, die in grundsätzlichen Diskussionen über den christlichen Glaubens immer wieder gestellt werden. So geht es z.B. darum, ob es nur eine wahre Religion geben kann, wie ein guter Gott Leiden zulassen oder Menschen in die Hölle schicken kann, um das Unrecht, das im Namen des Christentums verübt wurde, um den Stellenwert der Wissenschaft, um die Bedeutung der Bibel, um Sünde, Evangelium und Auferstehung.

Das Buch ist (wie die anderen auch) gut verständlich geschrieben. (Während dieses und das Begleitheft freilich etwas theoretischere Themen beinhalten, haben die anderen beiden eine praktischere Zielrichtung.) In Warum Gott? nimmt der Autor die Zweifel und Fragen der Menschen ernst und versucht, seine Gedanken unpolemisch und gewissenhaft zu entfalten. Zugute kommen ihm dabei seine Erfahrungen aus vielen Gesprächen mit skeptischen, kritischen Menschen und auch aus einer Phase in seinem eigenen Leben, in der er den christlichen Glauben radikal hinterfragte. Man kann dieses Buch Christen empfehlen, die gute Argumente kennenlernen möchten, selbst gewisse Zweifel haben oder auch das Denken von Nichtchristen besser verstehen wollen. Für diese wiederum ist es eine sinnvolle Lektüre, um sich ihrer eigenen Denkvoraussetzungen bewusst zu werden, das Christentum (besser) zu verstehen und einen Zugang dazu zu finden.

Bemängelt werden kann, dass Keller das Problem der Sünde zu stark auf die subjektive Ebene reduziert („Was bedeutet Sünde für mich?“). Dies greift m.E. zu kurz, da Sünde auch Rebellion gegen Gott ist. Ein zentraler Mangel ist auch, dass der Autor der Evolutionstheorie zu unkritisch gegenübersteht. Er lehnt zwar eine naturalistische Weltanschauung ab, bekennt sich aber zu der Ansicht, dass Gott den natürlichen Selektionsprozess steuere. Schließlich erscheinen einige Gedanken oder Zitate über die Hölle etwas spekulativ, da in der Bibel so nicht davon berichtet wird.

Das Begleitheft Warum Gott? Sechs Gesprächsimpulse zum Buch enthält Aussagen, Einwände und weitere Antworten zu den zentralen Themen des Buches. Es ist eine sinnvolle Ergänzung. Leider werden auch hier die biblischen Aussagen über den Schöpfungsbericht relativiert, und die Behauptung, dass ein Bibeltext eventuell nicht das meint, was er sagt, erscheint problematisch.

Insgesamt kann man die Lektüre dieser Bücher (mit den obigen Einschränkungen) empfehlen.

Jochen Klein

Hier sind für Interessierte noch ein paar weitere Aspekte schlaglichtartig aufgelistet.

S. 55, Mitte: Jesus „war er von seinem Vater getrennt“. Die Bibel macht deutlich, dass er zwar von Gott, nicht aber von seinem Vater verlassen war. Deshalb ist auch das, was ab der sechstletzten Zeile steht, so nicht korrekt.

S. 56, 1. Zeile: „… die ewige Trennung von Gott“. Das so zu formulieren, ist problematisch. Ebenso 4. Zeile: „dass er beinahe darunter zerbrach“ sowie Zeile 6f. des letzten Absatzes und S. 57, Zeile 13: Die Beurteilungen finden wir in der dargestellten Dimension so nicht in der Bibel.

S. 71, 2. Absatz: „… das Vaterunser, die Zehn Gebote“ sind nicht charakteristisch für das Christentum.

S. 71, letzte Zeile: „in der wir aber unsere kulturellen Unterschiede beibehalten“ – das scheint Keller auch auf den ewigen Zustand zu beziehen (s.u.).

S. 108, 2. Absatz: Noch ist niemand in der Hölle, jedoch im Hades.

S. 254, vorletzter Absatz: „Der Gott des Christentums ist nichts Statisches, nicht einmal eine Person“ – das stimmt nicht, da Jesus Christus eine Person der Gottheit ist.

S. 258, Zitat am Schluss: „Das letzte Ziel der Schöpfung ist also die Liebesvereinigung zwischen Gott und liebenden Geschöpfen.“ – Vereinigung der Gottheit mit den Geschöpfen ist eher ein heidnischer (buddhistischer) Gedanke.

S. 263, 2. Absatz: „Und doch werden unsere ethnischen und kulturellen Unterschiede erhalten bleiben in der erneuerten Welt“ – davon finden wir nichts in der Bibel.

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