Ralf B. Bergmann:
Die freie Gesellschaft und ihre Feinde
Stuttgart (Verlag des Professorenforums) 2021
Paperback, 160 Seiten
ISBN 978-3-9823-0100-6
12,00 Euro
Wer sich in der Debattenkultur des öffentlichen Lebens etwas auskennt, stellt fest, dass in den letzten Jahrzehnten Denkmuster entstanden sind, die für sich einen Absolutheitsanspruch proklamieren, anderen aber immer weniger Rechte zubilligen möchten. Dies ist an sich nichts Neues, denn es ist in der Geschichte der Menschheit oft vorgekommen und kommt heute noch an vielen Orten vor. Besonders ist hier aber, dass sich unter dem Gewand des Liberalen, Toleranten und Demokratischen neue absolutistische Strukturen breitmachen, die es – um nur ein Beispiel zu nennen – Studenten und Wissenschaftlern zunehmend erschweren, an Universitäten christliche Positionen öffentlich zu formulieren oder für christliche Veranstaltungen Räume zu bekommen.
Nun ist ein Buch zu diesen Entwicklungen erschienen, das verschiedene Hintergründe erklärt. Verfasst wurde es von einem Physiker – auch weil „Kollegen aus anderen Bereichen wie den Gesellschafts- bzw. den Kulturwissenschaften“ von den „Entwicklungen viel stärker betroffen“ sind und immer mehr unter „unmittelbarem Druck“ stehen, „sich in ihren Themen und Veröffentlichungen an den ‚Zeitgeist‘ anzupassen“ (S. 3). Bergmann möchte hinter den oben beschriebenen Phänomenen stehende „Konzepte und Mechanismen“ erklären und deutlich machen, „welche Verantwortung vor allem Christen in dieser Situation haben“. Um die Qualität des Textes zu gewährleisten, haben einige Fachleute das Manuskript gegengelesen.
Bergmann beschreibt zunächst die Phänomene, an denen die Einschränkung der Redefreiheit sichtbar wird, und erläutert danach den Kampf der Ideologien Nationalsozialismus und Kommunismus/Sozialismus. Dabei arbeitet er klar heraus, dass der Sozialismus – dessen Entwicklung er bis in die neuere Zeit nachzeichnet – von vielen Menschen nicht als freiheits- und letztlich menschenverachtende Ideologie anerkannt wird. Auf dieser Basis stellt er anschließend die Voraussetzungen, Methoden, Anzeichen und Konsequenzen der derzeitigen gesellschaftlichen Umgestaltung dar. Zum Schluss werden dann noch zentrale Aspekte der Freiheit (auch für einen Staat) erörtert und bewertet.
Warum sollte man dieses Buch lesen? Durch die Lektüre kann man die unterschiedlichsten aktuellen Entwicklungen und Debatten besser einordnen und verstehen und sich auch gegen den einen oder anderen Einfluss wappnen. Klar ist, dass nicht die ganze Bandbreite der Gründe erörtert werden kann, was das Buch auch nicht beansprucht. Die Argumentation ist gut nachzuvollziehen, die Zusammenhänge werden gut erklärt. Einige Darlegungen über Freiheit (oder auch Demokratie) sind säkular nachvollziehbar, m.E. aber nicht biblisch zu begründen. Auch die Möglichkeit politischen Einflusses von Christen wird m.E. etwas überschätzt.
Alles in allem also eine durchaus lesenswerte Lektüre, auch weil es auf dem deutschen Buchmarkt meines Wissens nichts Vergleichbares mit dieser Schwerpunktsetzung gibt.
Jochen Klein
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