Ron Kubsch: Die Postmoderne. Holzgerlingen (Hänssler) 2007, Paperback, 93 Seiten, ISBN 978-3-7751-4608-1, EUR 6,95.
Welchen weiteren Fortgang würden wir erwarten, wenn wir einen Vers wie den Folgenden lesen? „Und dies sind die Zahlen der zum Heersdienst Gerüsteten, die zu David nach Hebron kamen, um ihm das Königreich Sauls zuzuwenden nach dem Befehl des Herrn“ (1. Chr 12,24)? – Eine Aufzählung von Soldaten sicherlich, z.B. aus den einzelnen Stämmen. Diese folgt auch, aber bei den Söhnen Issaschar weicht der Bericht etwas ab. Dort ist nämlich von solchen zu lesen, „die die Zeiten zu beurteilen verstanden und wussten, was Israel tun musste“ (V. 33). Dass dies mitten in einer Aufzählung steht, in der es eher um die Größe des Heeres geht, ist vielleicht etwas verwunderlich, es dürfte aber zeigen, dass zum Kampf neben Kraft auch Durchblick gehört.
„Die Zeiten zu beurteilen verstehen“ dürfte bedeuten, dass diese Leute Einblick in die philosophischen bzw. politischen Entwicklungen ihrer Zeit hatten und diese gottgemäß zu beurteilen wussten. Wenn man heutzutage z.B. Zeitungen liest, Kommentare hört oder auch die Unterrichtsstoffe in den Schulen betrachtet, dann kann man feststellen, dass es wichtig ist, in der Lage zu sein, „die Zeiten zu beurteilen“, um nicht unbiblischem Gedankengut unbemerkt zu verfallen. In diesem Sinne ist es nun zu begrüßen, dass im Hänssler-Verlag eine Reihe erschienen ist, die einige der problematischen Entwicklungen aufzeigen möchte, und zwar von einem Spezialisten auf diesem Gebiet behandelt, kurz und prägnant zusammengefasst, so dass man die Informationen in 2 bis 3 Stunden bewältigt haben soll.
In dem vorliegenden Band geht es um die Postmoderne. Der Herausgeber dieser Reihe, Thomas Schirrmacher, schreibt im Vorwort: „Während die Vordenker der Postmoderne bereits aussterben, prägt die postmoderne Kultur unser Alltagsleben stärker denn je zuvor. Es ist schon mehrwürdig: Philosophische Welterklärungen, die kaum einer kennt oder darstellen kann, bestimmen darüber, wie die meisten Menschen alltäglich denken und handeln … In diesem Buch kann jeder kurz und bündig seine eigenen Kultur kennenlernen. Warum spricht man von postmodernem Denken? Welche Rolle spielt es für unseren Umgang miteinander? Wie prägt es Kunst, Film, Literatur, Politik und Religion? Und: Ist das postmoderne Denken eine Hilfe oder Gefahr für den christlichen Glauben?“
Im ersten Teil des Buches wird der geistesgeschichtliche Hintergrund der Postmoderne aufgezeigt. Nach der Definition gibt der Autor ein Überblick über das neuzeitliche („aufklärerische“) Denken, bevor er dann Merkmale der Postmoderne formuliert und anschließend auf konkrete Beispiele wie z.B. Architektur und Literatur eingeht. Als Kennzeigen der Moderne werden genannt: Fortschrittsgläubigkeit, Strukturen und Regeln, Unterscheidung von Kunst und Kitsch und Verbesserung der Welt. Dem werden als Kennzeichen der Postmoderne gegenübergestellt: Verlust des Fortschrittsglaubens, Verstoß gegen Regeln und Konventionen, Gleichwertigkeit von Kunst und Kitsch, Akzeptanz der Welt, so wie sie ist. Im zweiten Teil folgt dann eine Kritik an der Postmoderne.
Wenn es im Vorwort zu dieser Reihe heißt, dass sie sich an „Normalbürger“ richtet und dass darin Fachleute „kurz und verständlich“ über das Wichtigste des Themas informieren, dann ist dies im vorliegenden Band m. E. nur teilweise gelungen, da die Darstellungsweise und der Gebrauch vieler Fachbegriffe eine nicht nur geringe Vertrautheit mit den zu besprechenden Zusammenhängen voraussetzen. Als Einstiegslektüre ist das Buch auch deswegen nicht sehr gut geeignet, weil die Darstellung der gedanklichen Entwicklung relativ breiten Raum einnimmt, aber die kritische Stellungnahme aus christlicher Sicht ziemlich kurz kommt. Dem auf diesem Gebiet etwas Bewanderten dürfte es aber eine gute Hilfe sein, sich die Entwicklungen noch einmal zu vergegenwärtigen – und ihm sei es empfohlen.
Jochen Klein
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