Erwin Lutzer:
Wir werden nicht schweigen.
Als Christen für Freiheit und Werte eintreten.
Dillenburg (CV) 2021
Pb., 318 Seiten
ISBN 978-3-86353-773-9
14,90 Euro
Seit dem Beginn des Christentums gibt es (gesellschaftliche) Strömungen, die diesem feindlich gegenüberstehen. Dazu gehören z.B. der römische Kaiserkult und Götterglaube, die Überschätzung des menschlichen Verstandes in Renaissance oder Aufklärung oder auch der Relativismus der Postmoderne. Seit einigen Jahrzehnten ist besonders im westlichen Kulturkreis eine zunehmend problematischer werdende Entwicklung festzustellen, die allgemein als „Neomarxismus“, „Kulturmarxismus“ oder auch „anthropologische Revolution“ bezeichnet wird. Erwin Lutzer benutzt in diesem Buch auch die Begriffe „radikaler Säkularismus“ oder „radikale Linke“. – Was ist damit gemeint?
Der deutsche Herausgeber des Buches fasst es so zusammen: Unter „Kulturmarxismus“ versteht Lutzer „nicht vorrangig die klassischen Prinzipien des Marxismus, etwa die Abschaffung von Privateigentum und die Herstellung von sozialer Gerechtigkeit durch die Maximierung staatlicher Vorherrschaft, sondern vor allem die allmähliche Transformation der Kultur, mit der auch die Veränderung von Moral und Werten einhergeht, teilweise in bewusster Abkehr von traditionell jüdisch-christlichen Wertvorstellungen. Diese marxistisch motivierten ideologischen Bestrebungen sieht er in fünf kulturellen Bereichen wirksam, nämlich im sozialen, politischen, erzieherischen, religiösen und familiären Leben seiner Nation. Es geht ihm um das Aufzeigen der Auswirkungen von linksorientierten Philosophien (z.B. Marcuse) und Weltanschauungen, die sich in verschiedenen Kanälen und Denkzentren der Gesellschaft festgesetzt haben, zu den vorherrschenden Denkweisen, zur ‚öffentlichen Meinung‘ geworden sind und ‚nach vorne‘ drängen.“ Die Folge davon: „Das wiederum löst Prozesse aus, die – aus christlicher Sicht – zu einem bedenklichen Wandel in der Gesellschaft führen werden, der z.T. vor der Gemeinde nicht haltmacht und sie vor enorme Herausforderungen stellt, wenn sie sich diesem Wandel entgegenstellen will.“ Dem Leser werden somit „Mechanismen transparent, die auch in unserer Gesellschaft hier in Deutschland mehr oder weniger zu beobachten sind“ (S. 14).
Um dieses Thema zu entfalten, stellt der Autor in zehn Kapiteln vorwiegend die Entwicklungen in Amerika sowie Grundsätze zum Umgang damit dar. Zunächst widmet er sich den zentralen Kräften, die versuchen, Amerikas Grundwerte zu demontieren, die christlich-jüdische Vergangenheit zu delegitimieren und einer säkularen und gottlosen Gesellschaft Platz zu machen. Er geht dabei auf Ideologien ein, die versuchen, die „Rassen“ in einem endlosen Konflikt zu halten; auf den Trend, konservative und christliche Positionen anzuprangern und mundtot zu machen, auf die Propaganda und Denunziation der linken Meinungsmacher, die zunehmende Sexualisierung der Kinder, auf die Versprechen und die Gefährlichkeit des Sozialismus und die Verbrüderung der Linken mit dem radikalen Islam. Im letzten Kapitel, aber auch bereits am Ende der vorherigen Kapitel formuliert er Leitlinien für einen Umgang der Gemeinde bzw. der Christen mit den Entwicklungen, die auch klare Selbstkorrektur beinhalten.
Wer sollte dieses Buch lesen? Insgesamt ist es sehr flüssig und verständlich geschrieben und enthält viele konkrete Beispiele, aber es verlangt ein grundlegendes Interesse an diesen Themenbereichen und auch eine gewisse Vertrautheit mit einem etwas über die Alltagssprache hinausgehenden Vokabular (wie bei obigem Zitat). Leider wird zu wenig der Konjunktiv verwendet, sodass man hier und da zuerst das Gegenteil dessen versteht, was gemeint ist. Verdienstvoll sind die vielen Fußnoten, in denen Aussagen und Quellen nachgewiesen werden. Ein weiteres zentrales Qualitätsmerkmal ist, dass der Autor versucht, die Sachverhalte und Probleme stark auszudifferenzieren, aber dabei eine klare biblische Position beibehält.
Insgesamt ist diesem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen, auch weil es im deutschsprachigen christlichen Bereich kaum etwas zu dieser Thematik gibt.[1] Dass die Situation in Amerika nicht immer mit der in Deutschland übereinstimmt, braucht kaum eigens erwähnt zu werden, ist aber zu bedenken, da manche Aussagen in der dargestellten Dimension nicht auf Deutschland zutreffen (worauf zum Teil auch durch Herausgeberkommentare hingewiesen wird).
Fassen wir zum Schluss einmal die wesentlichen Themen, besonders in Bezug auf Deutschland, zusammen:[2]
Der positive Einfluss des Christentums über Jahrhunderte[3] wird also immer mehr zurückgedrängt; Sünde, Unmoral und Verzweiflung nehmen zu. Auf dem Weg dahin ist der Neomarxismus ein Mittel (neben anderen). Dieses Buch hilft, mehr dagegen gewappnet zu sein.
Jochen Klein
[1] Neu Ralf B. Bergmann: Die freie Gesellschaft und ihre Feinde. Stuttgart (Verlag des Professorenforums) 2021, Rezension auf denkendglauben.de.
[2] Ein ausführlicher Artikel über den Neomarxismus in Deutschland ist auf www.denkendglauben.de zu finden.
[3] Vgl. dazu Alvin J. Schmidt: Wie das Christentum die Welt veränderte und Vishal Mangalwadi: Das Buch der Mitte. Wie wir wurden, was wir sind. Die Bibel als Herzstück der westlichen Kultur, Rezensionen auf www.denkendglauben.de.
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