denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Wozu Glaube, wenn es Wissenschaft gibt?

John Lennox: Wozu Glaube, wenn es Wissenschaft gibt? Holzgerlingen (SCM R. Brockhaus) 2020. Gebunden, 157 Seiten, ISBN 978-3-417-26892-8, 14,99 Euro.

John Lennox war Professor für Mathematik und Wissenschaftsphilosophie am Green Templeton College der Universität Oxford. In Deutschland wurde er besonders durch sein Buch Hat die Wissenschaft Gott begraben? Eine kritische Analyse moderner Denkvoraussetzungen bekannt, das in diesem Jahr in 9. Auflage erschienen ist. Darin geht er den Voraussetzungen der modernen Naturwissenschaften auf den Grund. In seinem Buch Stephen Hawking, das Universum und Gott setzt er sich mit dem Bestseller des sehr bekannten Physikers (gestorben 2018) auseinander, in dem dieser z.B. „die Existenz Gottes widerlegt“ haben soll, wie die Süddeutsche Zeitung behauptete. In dem Buch Gott im Fadenkreuz: Warum der neue Atheismus nicht trifft gilt Lennox’ Hauptaugenmerk, wie bereits der Titel klarmacht, dem sogenannten „Neuen Atheismus“. Dabei kann der Autor von den zahlreichen Debatten profitieren, die er mit führenden (Neuen) Atheisten führte, u.a. mit Richard Dawkins, Christopher Hitchens und Peter Singer. Zu den Hauptthemen gehören Glaube und Wissenschaft, die angeblichen negativen Einflüsse des Christentums, die Frage, ob wir ohne Gott gut sein können, der Despotismus-Vorwurf in Bezug auf den Gott der Bibel sowie Erlösung, Wunder und die Auferstehung Jesu.

Dieses neue Buch nun entstand – so Lennox im Vorwort – „als Reaktion auf die Bitte vieler Jugendlicher und Erwachsener, die sich eine leichter verständliche Einführung in die Diskussion um Wissenschaft und Glaube gewünscht haben, als sie mein Buch Hat die Wissenschaft Gott begraben? bietet“. Dabei hat Lennox aber auch noch Elemente aus den anderen Büchern mit eingearbeitet, indem er besonders auf das Verhältnis zwischen Christentum und Wissenschaft stärker eingegangen ist.

So behandelt er z.B. die Frage, ob man Wissenschaftler sein und an Gott glauben kann, inwiefern auch Wissenschaft Glauben benötigt, die Bedeutung der Bibel und die Wunder darin. Im Kapitel „Die persönliche Dimension“ entfaltet er dann gut verständlich das Evangelium.

Dieses Buch ist sehr zu empfehlen, auch weil es aufzeigt, wie fehlgeleitet weite Teile der modernen Wissenschaft(stheorie) sind, da sie Wissenschaft mit atheistischer Philosophie verwechseln. Das Buch wird seinem Anspruch gerecht, verständlich geschrieben zu sein; so enthält es z.B. noch manche praktischen Beispiele zur Veranschaulichung. Selbstredend richtet es sich aber an Personen, die sich mit diesen Themenbereichen beschäftigen (müssen), beginnend in der gymnasialen Oberstufe. Dass Lennox meint, die biblischen Aussagen von 1. Mose mit den heutigen Datierungen in Übereinstimmung bringen zu müssen, halte ich allerdings für fragwürdig. Unnötig bis manieriert wirkt manchmal das Verfahren, dass er selbst für Banalitäten ein möglichst neues Zitat eines Wissenschaftlers als Beleg anführt, dessen Referenzen dann oft ausführlich aufgelistet werden.

Alles in allem aber eine sehr lohnende Lektüre!

Jochen Klein

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