denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Merk-würdig

Will man heute gut durchs Leben kommen, so werden in der Regel folgende Qualifikatio­nen von einem verlangt: Durchsetzungsver­mögen, Selbstbewußtsein, konsequentes Ver­treten der eigenen Interessen etc. In diesem Zusammenhang haben sich in der Gesell­schaft – besonders aber im Geschäftsleben – mittlerweile zum Teil zweifelhafte Prinzipien etabliert. Rücksichtslosigkeit, verbunden mit Macht­streben, ist vielfach salonfähig geworden, wobei In­trigen und halbe Wahrheiten (was ganze Lü­gen sind) eine wichtige Rolle zu spielen scheinen.

Auch einem Mann in der Bibel waren vor langer Zeit während seiner Ausbildung am Hof des Pharao in Ägypten sicherlich ähn­liche Strategien vermit­telt worden: +Und Moses wurde unterwiesen in aller Weisheit der Ägypter; er war mächtig in seinen Worten und Werken* (Apg 7,22). Als er dann seine Macht einmal demonstrier­te, also daran ging, aus eigener Kraft Ord­nung zu schaffen, erschlug er einen Men­schen in der Hoffnung, dem Volk Gottes ei­nen Dienst zu erweisen. Anschließend mußte Gott ihn vierzig Jahre in der Wüste Schafe hüten lassen, um ihn in Seiner Schule zu er­ziehen.

Später, auf dem Weg nach Kanaan, sündigte dann das Volk Israel in der Wüste wiederholt gegen den HERRN. Auch Mose und Aaron blieben vor dem Unmut des Volkes nicht ver­schont (vgl. z.B. 4. Mo 16,41ff.). Sogar sein Bruder und seiner Schwester wandten sich gegen Mose. Es wird berichtet, daß beide gegen ihn redeten; dann heißt es: +Der Mann Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren* (4. Mo 12,3). Diese Eigenschaft wurde unter anderem darin sichtbar, daß er nicht wie frü­her eigeninitiativ handelte; sondern er flehte z.B. bei Problemen mit dem untreuen Volk immer wieder zu Gott. Hier tritt er für seine Schwester ein, die wegen ihres Vergehens aussätzig geworden war: +Und Mose schrie zu dem HERRN und sprach: O Gott, bitte, heile sie doch!* (V.13).

Wie war es nun möglich, daß er von seinem ehemaligen Handeln aus eigener Kraft zu dieser Gesinnung gelangen konnte? Die Lö­sung dazu finden wir in Hebräer 11. Dort wird von den Männern be­richtet, die +durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtig­keit wirkten, Verhei­ßungen erlangten* (V. 33). Danach folgt das Rezept für Mose (und für uns): Die +aus der Schwachheit Kraft gewannen* (V. 34).

Mose hatte also, bevor er das Volk führen konnte, lernen müssen, daß Gott nur Kraft gibt, wenn das Bewußtsein des eigenen Un­vermögens vorhanden ist. Die Basis dafür ist der Glaube an und das Vertrauen in die All­macht Gottes.

Was lernen wir daraus?

Als Mose im Vertrauen auf die eigene Kraft zur Tat schritt, mußte er noch lange warten, bis Gott für Gerechtigkeit sorgte (= das Volk aus der Herrschaft der Ägypter befreite). Als er aber Demut gelernt hatte, handelte Gott.

Ist dieses Prinzip nicht merk-würdig: würdig, daß man es sich merkt?

Jochen Klein

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