denkend glauben

Jochen Klein

Texte und Materialien zum christlichen Glauben

Sehnsucht nach Sinn - Flyer

Sinn suchen

Ständig muss Martin darüber nachdenken, was das alles für einen Sinn hat. Was bringt es z.B., sich zu freuen und zu vergnügen? Da niemand eine überzeugende Antwort hat, wird er von Tag zu Tag unglücklicher und versinkt immer mehr in Resignation. Der 11-Jährige hat eine echte Sinnkrise. Seine Altersgenossen verstehen aber nicht einmal die Fragen, die ihn plagen.

Viel später schreibt der Arzt und Therapeut Dr. Martin Jost: „Auf den ersten Blick könnte man diese Geschichte als ‚schwarze Stunde‘ in meinem Leben bezeichnen. Es war wirklich nicht viel Schönes daran: viel Verzweiflung und Resignation. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto eher bin ich der Überzeugung, dass es sich um eine eigentliche Sternstunde gehandelt hat.“ Diese Krise hat „mir den Blick geöffnet für eine Fragestellung, an der viele Zeitgenossen unter Umständen ihr Leben lang vorbeigehen. So deprimierend es damals war, auf diese zentrale Frage keine Antwort zu erhalten, so befreiend ist es heute, dass dieses Grundbedürfnis auf überwältigende Art und Weise gestillt ist! Es ist klar geworden, welch ungeheure Bedeutung Fragen nach dem Sinn haben, welches Urbedürfnis des Menschen hier angesprochen wird und in welche Tiefen wir fallen können, wenn hier die Antworten ausbleiben“.

Das Thema Sinn hat Konjunktur, denn die Sinnfrage zieht sich wie ein roter Faden durch unser Leben. Heutzutage ist die Suche nach Sinn jedoch offensichtlich zu einem Problem geworden. Der bekannte Wiener Neurologe und Psychiater Viktor E. Frankl erklärt, die meisten Menschen hätten in den Industrieländern genug, wovon sie leben könnten, aber viele wüssten nicht mehr, wofür sie zu leben hätten. In der heutigen Wohlstandsgesellschaft gehe das Sinnbedürfnis des Menschen leer aus.

Viele Menschen ahnen, dass Sinn in „so etwas wie Gott“ zu finden sein könnte. Sie suchen daher Antworten bei allerlei Göttern und Gurus, in verschiedenen Religionen und Religionsformen. Einige feiern das Fest der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Ostara, andere (weitaus mehr) wenden sich dem Buddhismus zu. Auch die verschiedensten (zumeist fernöstlichen) Glaubens- und Aberglaubenslehren werden reaktiviert. Sie vereinigen oft Elemente aus Astrologie, Okkultismus und östlichen Religionen, wobei die Magie eine große Rolle spielt. Dieser Markt der religiös-esoterischen Möglichkeiten ist mittlerweile nicht nur unübersehbar geworden, sondern seine Ausprägungen wie Meditationstechniken, fernöstliche Weisheiten, ganzheitliche Heilmethoden in Verbindung mit Handauflegen usw. treffen auch auf eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung. Auf dem Gebiet der Esoterik werden in Deutschland laut Schätzungen alljährlich an die 9 Milliarden Euro umgesetzt.

Die Beliebigkeit, mit der man zwischen den verschiedenen Sinnmöglichkeiten wählt, hängt u.a. mit dem Zeitalter der „Postmoderne“ zusammen, in dem wir leben. Der Soziologe Zygmunt Baumann stellt fest: „Postmoderne ist ein Freibrief, zu tun, wozu man Lust hat, und eine Empfehlung, nichts von dem, was man selbst tut oder was andere tun, allzu ernst zu nehmen. Sie ist die Aufmerksamkeit, die gleichzeitig in alle Richtungen gelenkt wird, so dass sie sich auf nichts länger konzentrieren kann und nichts wirklich eingehend betrachtet wird. Postmoderne ist die erregende Freiheit, jedes beliebige Ziel zu verfolgen, und die verwirrende Unsicherheit darüber, welche Ziele es [wert] sind, verfolgt zu werden, und in wessen Namen man sie verfolgen sollte.“

In früheren Zeiten hatten viele Menschen den Blick auf das Jenseits gerichtet und wurden in ihrem Leben dadurch bestimmt. Demgegenüber glauben die meisten Deutschen heute kaum noch an ein Leben nach dem Tod; sie interessieren sich nur noch für das Diesseits. Daher versuchen sie, aus dem gegenwärtigen Leben herauszuholen, was herauszuholen ist. Denn wenn man keinen Himmel mehr als Perspektive hat, ist das Leben auf der Erde die letzte Gelegenheit zu leben und etwas zu erleben. So erwarten die Menschen von diesem auf sieben oder acht Jahrzehnte befristeten Leben eigentlich alles. Was in diesem Leben nicht stattfindet, findet überhaupt nicht statt. Kristine formuliert: „Ich bin aufgewachsen mit dem Satz ‚Nach mir die Würmer‘. Es lohnt nicht, sich über den Tod den Kopf zu zerbrechen, ich bin auf eine Überraschung eingestellt. Lebendigkeit ist der Sinn des Lebens.“ So lebt man dann sein Leben, indem man versucht, die positiven Erlebnisse zu maximieren: Spaß haben, exotische Hobbys, Urlaubsreisen in entlegene Länder, luxuriöse Autos, sexuelle Abenteuer. Dabei wird eins immer deutlicher: In materiellen Dingen lassen sich Sinn und Zuversicht nicht finden. Der Trend zum einfacheren Leben, aber auch die neue Sparsamkeits- und Geizwelle zeigen, dass die Konsumwelt als Sinnquelle immer weniger taugt. Materielle Werte können das leere Selbst nicht dauerhaft füllen. Die Frage nach dem Sinn des Lebens drängt wieder in den Vordergrund – und mit ihr die Frage nach den Quellen des Sinns.

Sinn finden

Nicht immer hatten die Menschen mit der Sinnlosigkeit ihrer Existenz Probleme. Zu Beginn der Menschheitsgeschichte lebten die Menschen im Garten Eden in einem „paradiesischen“ Zustand ohne Sorgen, Mühe, Angst oder Konflikten, und sie hatten Umgang mit Gott. Dieser wurde dann aber unterbrochen, weil die Menschen gegen Gott rebellierten. Sie wollten sein wie er. Sie übertraten Gottes Gebot, und so war das Verhältnis zwischen Gott und Menschen zerstört. Die Menschen mussten den Garten verlassen. Stabilität, Kontinuität und Harmonie waren dahin, und bis heute geht es auf und ab, es gibt Aufbau und Zerstörung, Krieg und Frieden.

Gott hatte den Menschen mit einem Willen ausgestattet, und darin war inbegriffen, dass er sich gegen ihn auflehnen konnte, was dann auch geschah. Das hatte aber noch weitreichendere Folgen: Der Wunsch nach Unabhängigkeit führte dazu, dass die Menschen von der Sünde abhängig wurden. Sie versuchten ein sinnerfülltes Leben ohne Gott zu schaffen und scheiterten immer wieder. Weil die Menschen Gott aus ihrem Leben strichen oder ihn kaum beachteten, versanken sie in Mordlust, okkulte oder abergläubische Praktiken, Hurerei, Bosheit, Streit usw. Die Bibel nennt dies sündigen. Dazu gehört aber z.B. auch lügen, stehlen, habgierig und egoistisch sein, neiden, verleumden, sich berauschen und sich eigenen Idolen zuwenden. Jeder Mensch ist ein Sünder und ist somit Gott gegenüber schuldig. Die Folge davon ist ein unerfülltes Leben und nach dem Tod die Hölle.

Es gibt jedoch eine Möglichkeit, ein sinnerfülltes Leben zu bekommen und nach dem Tod für ewig gerettet zu sein. Dazu muss man einsehen, dass es nicht gelingt, Erfüllung und Befriedigung mit eigenen Methoden zu finden. Man muss von seinen bisherigen Vorstellungen umkehren und Jesus Christus – der an unserer Stelle für die Sünden starb – seine Sünden bekennen. Er verspricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Johannes 6,37). Und: „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen“ (Johannes 5,24). Jesus Christus ist der Sohn Gottes und vom Himmel gekommen, am Kreuz gestorben und wieder auferstanden, um den zu besiegen, der Gewalt über den Tod hat, nämlich den Satan. Als Feind Gottes und der Menschen versucht der Satan mit List und durch Gewalt zu entzweien, zu zerstören und Menschen in seinen Bann zu ziehen. Er will, dass sie sich nicht Gott, sondern der Esoterik, dem Aberglauben oder ausschließlich der Zerstreuung widmen. Er versucht auch zu verhindern, dass die Menschen Hoffnung und eine gute Perspektive bekommen. In der Zukunft wird er dafür aber bestraft und auch zur Wirkungslosigkeit verurteilt werden.

Unsere Sehnsucht nach einem sinnerfüllten Leben entspringt also unserer Bestimmung für Gott. Wir sind zur Gemeinschaft mit Gott geschaffen worden. Dazu können wir aber nur gelangen, indem wir eine echte Beziehung zu Jesus Christus haben. Je mehr ein Christ dann in dieser Bestimmung lebt, desto mehr wird seine Sehnsucht nach Gott gestillt. Wenn es für Martin damals eine „Sternstunde“ war, sich mit dem Sinn des Lebens beschäftigt zu haben, dann ist es auch wünschenswert, dass jeder andere diese Sternstunde erlebt, da  uns – wie Martin – vielleicht deutlich geworden ist, „welch ungeheure Bedeutung Fragen nach dem Sinn haben, welches Urbedürfnis des Menschen hier angesprochen wird und in welche Tiefen wir fallen können, wenn hier die Antworten ausbleiben“.

Jochen Klein

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